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Sr. Joela Krüger

Tekst:  (po niemiecku)

Edith Stein hat gelebt, was sie in wenigen Worten gesagt hat:
„Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.”
Als Atheistin war sie eine leidenschaftlich Suchende und fand die Wahrheit während ihrer  philosophischen Studien – anders als erwartet. Sie konvertierte zum katholischen Glauben und trat als Ordensschwester 1933 in den Kölner Karmel ein.  Ihre wenigen Worte über die Wahrheit haben meinen Weg als evangelische Marienschwester begleitet – und in den letzten Jahren haben sie mich zunehmend beunruhigt. Warum?

Wir leben in einer Zeit, in der die Wahrheitssuche verdrängt wird durch einen falsch verstandenen Toleranz-Begriff. Toleranz: lat. tolerare, erdulden –  bedeutet, einen Standpunkt auszuhalten, zu ertragen und zu respektieren, auch wenn er der eigenen Überzeugung widerspricht. Heute ist aus dem Tolerieren und Respektieren eines Standpunkts vielfach das Umgekehrte geworden, nämlich ein Akzeptieren. Wer sich mit seinem Standpunkt deutlich gegen andere abgrenzt, muss mit Schwierigkeiten rechnen und zieht deswegen oftmals die Anpassung vor, denn wir befinden uns nicht mehr auf dem geschützten Gebiet der Meinungsfreiheit, sondern auf dem gefährdeten Weg, sich durch Diskriminieren strafbar zu machen. Diese Grenze wird schnell und leicht überschritten, weil die Beurteilung eine Interpretationsfrage geworden ist – nämlich die Frage, ob wir es mit einer Hassrede oder mit einem vom Mainstream abweichenden Standpunkt zu tun haben. Bewertungsfrei formulierte Stellungnahmen erschweren und behindern die geistige Auseinandersetzung, die vorurteilsfreie Suche nach Wahrheit dagegen wird immer ein Risiko in sich bergen.

Edith Stein suchte aufrichtig nach Erkenntnis der Wahrheit. Sie fand kein ES, sondern ein DU. Sie begegnete Jesus, dem Gekreuzigten. In Ihm und durch Ihn wurde ihr Leben erfüllt und am 9. August 1942 vollendet –  als Jüdin im Krematorium von Auschwitz-Birkenau.

Der Weg echter Kreuzesnachfolge wird auch unser Leben in die Nähe Israels führen und uns  unauflöslich vereinigen mit dem gekreuzigten „Jesus von Nazareth, dem König der Juden”.

© Wspólnota Ewangelicznych Sióstr Marii, Darmstadt, Niemcy