Katedra Wychowania Religijnego i Katechetyki na Wydziale Teologii Katolickiej Ruhr-Universität w Bochum.

W swoim wykładzie Grümme porównuje Franza Rosenzweiga (1886-1929) z Edytą Stein (1891-1942). Obaj pochodzili z rodziny żydowskiej, obaj zajmowali się filozofią, obaj udali się na poszukiwania jako ludzie niereligijni. Franz Rosenzweig był pod wrażeniem chrześcijańskich świadków wiary, ale pozostał Żydem, ponieważ znalazł swój religijny dom w nabożeństwie w synagodze. Pozostał zaangażowany w dialog chrześcijańsko-żydowski. Edith Stein została chrześcijanką, ponieważ w Kościele znalazła swój religijny dom, ale pozostała wewnętrznie i poprzez swój los połączona z narodem żydowskim. Dla obojga kluczowe było doświadczenie kochającego Boga w modlitwie. Być może nauczymy się próbować żyć z nadziei i doświadczenia miłości w złożoności niejednorodnych światów.


Tekst:  (w języku niemieckim)

Aus der Erfahrung der Wahrheit leben
„Ich bin in langer und, wie ich meine, gründlicher Überlegung dazu gekommen, meinen Entschluss zurückzunehmen. Es scheint mir nicht mehr notwendig und daher, in meinem Fall, nicht mehr möglich. Ich bleibe also Jude“. Wer diese Zeilen an seinen Vetter Hans Ehrenberg im Jahr  1913 schreibt, ist kein geringerer als Franz Rosenzweig, jener berühmte und zu früh verstorbene Philosoph, der bis heute phänomenologisches Denken prägt. Sein Vetter Hans Ehrenberg hatte sich wie viele von Rosenzweigs Freunden und Verwandten dazu entschlossen, in den krisenhaften Zeiten im Umkreis des 1. Weltkrieges vom Judentum zum Christentum überzutreten. In dem berühmten Nachtgespräch, das Rosenzweig im Juli 1913 mit einem anderen Freund Eugen Rosenstock führte, war er beeindruckt davon, mit welcher Leidenschaft, Kraft und Vernunft man Christ sein konnte. Das Christentum, so der bei Rosenzweig im Hintergrund wirkende Hegelianismus, sei die Religion der Stunde, weil es die spezifische Manifestation der Offenbarung darstelle. Auch er wollte nun diesen Schritt gehen, aber bewusst im Anklang an die Situation des Urchristentums, nämlich als Jude. Deshalb begann er sich in das Judentum einzuleben, begann judaistische Studien, begann, intensiver am Synagogengottesdienst teilzunehmen.  Doch dann entschied er sich kurz vor der Taufe anders. Er blieb Jude, wurde nun aber tatsächlich ein gläubiger Jude.  Er selber deutete dies als wahre Bekehrung, als eine Umkehr zu seinen eigenen jüdischen Wurzeln. Von dort aus trat er dann zeitlebens für ein dialogisches Verhältnis mit dem Christentum ein.

Doch was hat den Ausschlag gegeben für Rosenzweigs Bekehrung zum Judentum? Es war kein Damaskuserlebnis, kein spontaner Entschluss. Es war, wie Elie Wiesel sagt, das Gebet, es war die Erfahrung der Synagogalliturgie. Sie gab ihm die Sprache, sie gab ihm die Erfahrungswelt, sie gab ihm den Kontext, in dem innere Erfahrung und geschichtliche Offenbarung korreliert werden konnte. 

Die Parallelen zu Edith Stein sind offensichtlich – trotz der gerade wegen des anderen Ergebnisses. Denn anders als Rosenzweigs lässt sich Edith Stein taufen. Doch auch bei ihr, die als Husserlschülerin eine ausgesprochene Phänomenologin war,  findet sich eine vergleichbare Konversionsdynamik.  Ähnlich distanziert gegenüber ihrem eigenen Judentum wie Rosenzweig, stand sie in einer vergleichbaren Dynamik von Emanzipation und Akkulturation. Gewiss machte sie in dem gelebten Glauben ihrer Mutter die sie durchaus beeindruckende Erfahrung frommen jüdischen Lebens. Doch persönlich machte sie dies erst nach ihrer Bekehrung zu Christentum im Jahr 1918, also in einer ganz frappierenden zeitlichen Nähe zu den existentiellen Prozessen bei Rosenzweig. Doch war es eben auch hier kein spezielles Ereignis,  das für die Bekehrung ausschlagegebend war, wie es die Legende will. Es war nicht die nächtliche Lektüre der Lebensgeschichte Teresa von Avilas. Es war ein langwieriger Prozess, der bereits 1914/15 in Göttingen begann, wo sie „Ehrfurcht vor Glaubensfragen und gläubigen Menschen“ lernte, wie sie selber rückblickend schreibt (ESGA 1, 260). Erst 1921 entschied sie sich für die Katholische Kirche, erst 1922 ließ sie sich taufen.

Verantwortlich hierfür, wegweisend, tragend und motivierend war – ähnlich wie bei Rosenzweig – das Gebet, in dem die Erfahrung unbedingten Sinns gemacht werden kann, die Erfahrung unbedingter Liebe und Angenommenseins. Diese Erfahrung war es, die Edith Stein trägt. Doch führt der damit beschrittene Weg nicht aus dem Judentum hinaus, trotz der Taufe. Im Gegenteil:  Entgegen dem damals in der Kirche vertreten Exklusivismus, der mit massiven antijudaistischen Tendenzen einherging, markiert sie die Würde und den heilsgeschichtlichen Rang des Judentums für das Christentum. Sie nimmt damit das Vorweg, was Nostra Aetate sagt oder eben auch Papst Johannes Paul II, der von den Juden als den älteren Geschwistern der Christen sprach. Deshalb hat Johannes Paul II Edith Stein auch als hat „herausragende Tochter Israels und zugleich Tochter des Karmels“ bezeichnet.

Franz Rosenzweig hat in seiner Theorie der messianischen Wahrheit sich von einer Wahrheit abgesetzt, die nichts kostet. Zwischen 2 plus 2 und der Relativitätstheorie sei der einzige Unterschied er, dass die eine weniger Gehirnschmalz benötige als die andere. Aber echte Wahrheit ist die, die man existentiell bezeugt und damit performativ wahrmacht. Genau aber das hat Edith Stein getan. Sie hat nicht nur wie Rosenzweig aus der Kraft des Gebets zu leben gelernt, sie hat nicht nur die unbedingte Würde des Judentums markiert. Indem sie dafür aus ihrem Glauben heraus in den Tod ging, hat sie diese Wahrheit wahrgemacht, hat sie bezeugt.

Vielleicht ist es das, was wir säkular Gewordenen von ihr lernen können: aus einer Hoffnung heraus leben lernen, die einen leben lässt, aus einer unbedingten Liebe, die einen beschenkt und die man in der Komplexität heterogener Lebenswelten zu leben versucht.