„65 Jahre nach Auschwitz“
Aufruf junger Europäer anlässlich der Internationalen Begegnung des Maximilian-Kolbe-Werks in Oświęcim
25. bis 29. Januar 2010

Wir, 30 junge Erwachsene aus acht europäischen Ländern, kamen auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werks anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vom 25. bis 29. Januar 2010 in Oświęcim mit Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos zusammen, um ihre Berichte über die grauenhaften Geschehnisse während des Nazi-Regimes zu hören und aus dem persönlichen Gespräch mit ihnen zu lernen.

Die Zeitzeugen kostete es auch nach 65 Jahren eine große Überwindung, von ihren schrecklichen Erlebnissen, den Ereignissen in den Konzentrationslagern und Ghettos, der Verfolgung und der damit verbundenen Angst zu berichten. Liudmila Voloshina aus Moskau konnte nur unter Tränen davon sprechen, wie ihre Eltern von Deutschen erschossen wurden.

„Es ist besser, einmal genau zuzuhören, als zehn mal zu lesen!“ sagte Josyf Bursuk, ein jüdischer Zeitzeuge aus der Ukraine, treffend. Wir sind die letzte Generation, die noch die Chance hat, das persönliche Gespräch mit Überlebenden zu führen. Solange es noch möglich ist, wollen wir den Kontakt zu den Zeitzeugen vertiefen und fortführen. Wir müssen die Geschichte kennen, um zu sehen, wo Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Sprache oder ihres Aussehens auch heute ausgegrenzt werden.

Wir fragen uns: Mit welcher Haltung werden wir junge Menschen der Vergangenheit gerecht? Wie können wir die Wiederholung der grauenhaften Geschehnisse des Nazi-Regimes verhindern?

Der Feind der Vernunft ist die Ideologie. Es liegt auch in unserer Verantwortung, dass Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Gewalt keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Unterschiedliche Sprachen sind kein Hindernis, dass wir selbst mit eigenen Ideen für den Frieden und die Versöhnung zwischen den Menschen aktiv werden. Wir wollen nicht nur diskutieren, sondern über Grenzen hinweg gemeinsam etwas dafür tun, dass Auschwitz sich nie und nirgends wiederholt.

Wir, Jugendliche aus Polen, Deutschland, Österreich, Tschechien, Litauen, Weißrussland, Russland und der Ukraine, appellieren an den Einsatz für die Menschlichkeit. „Anderssein“ ist eine Bereicherung, kein Grund zur Ausgrenzung. Wir wollen uns einsetzen gegen Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und Diskriminierung. Wir wollen uns einsetzen für mehr Solidarität untereinander, für aktiven Dialog zwischen Konfessionen und Religionen sowie für das Bemühen um mehr gegenseitiges Verständnis. Wir wollen in der Zukunft viel dafür tun, dass dieses Treffen nicht umsonst war!

Der vorliegende Text fasst die Ergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen zusammen. Er soll zwischen den Jugendlichen per E-Mail und in Internetforen im Austausch mit anderen Jugendlichen ihrer Länder diskutiert und weiter entwickelt werden.