Oktober 7, 2019
Am 7. Oktober 2019 besuchte das Präsidium des Landtags Nordrhein-Westfalen, bestehend aus dem Präsidenten des Landtags NRW, André Kuper, der Vizepräsidentin Carina Gödecke, der Vizepräsidentin Angela Freimuth, dem Vizepräsidenten Oliver Keymis und der Direktorin des Landtags, Dorothee Zwiffelhoffer, sowie dem Referenten des Landtags NRW zuständig für Erinnerungskultur Dr. Matthias Schreiber, das Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim. Nach der Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz I mit einer Kranzniederlegung zum Gedenken der Opfer, suchte das Präsidium des Landtags ebenfalls die einzig verbliebene Synagoge der Stadt auf und trat anschließend mit Schülergruppen aus Bestwig und Werne , welche Sie den Tag über begleitet hatten, in den Dialog. Dabei wurden verschiedene Fragen und Meinungen ausgetauscht, die zu interessanten Diskussionen innerhalb der Kleingruppen führten.
Einleitend fragte eine Schülerin in einer der Gruppen, welche Eindrücke die Besichtigenden besonders in Erinnerung behalten hätten. Einige nannten konkrete Ausstellungsstücke, die die Grausamkeit des Genozid plastisch darstellten. Andere nannten vielmehr die Differenz der Vorbereitung zu der tatsächlichen Gedenkstätte und wie nachhaltig die Erinnerung, auch in der Zukunft, in ihnen festsitzen würde. Dr. Matthias Schreiber beantwortete die Frage damit, dass ihn jedes Mal neue Sachen nachdenklich stimmen würden. Diesmal wäre ihm besonders der Kontrast zwischen dem alltäglichen Leben, welches in der umliegenden Stadt Oświęcim stattfindet, und dem ehemaligen Konzentrationslager aufgefallen, die die Surrealität der Parallelwelten unterstreichen würde. Reger Verkehr im Kontrast zu Stillstand. Feierabendbier im Kontrast zu Bildern, die Hunger und Tod darstellten.
Auch die Gruppe von Carina Gödecke, Parteimitglied der SPD, stellte sich der Frage, ob und wie ein alltägliches Leben um das Museum herum möglich sei und inwiefern die Perspektive als Deutsche*r darauf Einfluss nähme.
Besonders der politische Bezug zu europaweit aufkommenden Gruppierungen in die rechtsextreme und antisemitische Richtung, beschäftigte die Teilnehmer*innen. Zwischen Unglauben und Zweifel der Diskutierenden, denen eine solche politische Ausrichtung, besonders nach den Eindrücken des Tages, so realitätsfremd erschien, stellte die Vizepräsidentin des Landtags Nordrhein Westfalen heraus, dass die momentane politische Repräsentation leider aufzeige, dass Teile der Bevölkerung immer noch oder schon wieder an solchen längst überholten Meinungen festhalten würden. Die Diskussionsgruppe des Präsidenten des Landtags André Kuper (CDU) beantwortete sich die Frage nach einer Lösung dieses Problems unter anderem mit ,, Aktion und Dialog”! Ein Bewusstseinsschaffen in der jetzigen und kommenden Schülergenerationen sei besonders wichtig. Diese Altersgruppen seien sowohl die zukünftigen Politiker, als auch die Wähler, die man für das Thema sensibilisieren müsse, um gegen eine wachsende rechtsextreme Bewegung vorzugehen. Ob es da helfe, das ehemalige Konzentrationslager zu einem Pflichtbesuch für alle Schüler*innen zu gestalten, fragte er. Darüber war die Schülerschaft gespaltener Meinung. Einerseits müsse intensivere Aufklärung stattfinden, um die Vergangenheit im Bewusstsein zu halten und dem großen Vergessen entgegenzuwirken. Andererseits würden bei einem Pflichtprogramm auch Leute mit einer Antihaltung oder Desinteresse an Besuchen teilnehmen, was nicht zu dem gewünschten Effekt führe. Vielmehr sollte es als Pflicht für die Schulen gelten, solche Fahrten anzubieten und auf Wunsch der freiwilligen Teilnehmenden hin zu organisieren.
Auch Angela Freimuth , Vizepräsidentin des Landtags NRW von der FDP, machte ihre Haltung bezüglich der politischen Entwicklungen deutlich. ,, Demokratie heißt, dass wir uns alle beteiligen”. Damit betonte sie die Verantwortung jedes und jeder Einzelnen der Diskussionsrunde, gegen Antisemitismus und Rassismus vorzugehen, sowie vor politischen Ereignissen nicht die Augen zu verschließen, sondern sich aktiv damit auseinanderzusetzen.
Abschließend können wir festhalten, dass es sowohl für die Politiker, als auch für die Schüler*innen ein eindrucksvoller Tag war, an den sie sich noch lange zurückerinnern werden und der sie für die Zukunft noch entschlossener macht, die freiheitliche Grundordnung in Europa zu verteidigen.