Internationale Besinnungstage in Oświęcim
zum Jahreswechsel 2009/2010

Montag, 28.12.2009 abends
bis Freitag 1.1.2010 vormittags

UNTERBROCHENES SCHWEIGEN

Freunde aus Warschau haben folgende Gedanken für diese Besinnungstage aufgeschrieben:

Schon zum sechsten Mal wollen wir uns in Oświęcim treffen, der „Stadt des Friedens“, vor dem Neuen Jahr, um das vergangene zusammenzufassen, das neue gut zu beginnen, und die päpstliche Botschaft zum Weltfriedenstag zu bedenken. Ort und Zeit des Treffens sind außergewöhnlich – gesegnet von zwei Päpsten, Johannes Paul II und Benedikt XVI.

Die vergangenen Besinnungstage hatten das Thema „Frieden wiedergewinnen“. Mit der Frage, wie wir den Frieden wiederfinden könnten, wandten wir uns insbesondere an unseren speziellen Gast Frau Wanda Poltawska, ehemals Häftling im Konzentrationslager Ravensbrück, Psychiater. In ihrem in diesem Jahr veröffentlichtem geistlichen Tagebuch antwortet sie folgendermaßen auf diese Frage: „Solange der Mensch Gott nicht versteht, ist in ihm Unruhe. Wenn sich ihm die göttliche Güte und die göttliche Liebe offenbart, wächst in ihm der Friede. Was sollen wir tun, damit diese Offenbarung so verinnerlicht wird, dass die Angst schwindet, dass sie vergeht? Im Frieden zu bleiben ist dann möglich, wenn der Mensch die Offenbarung annimmt, assimiliert, sich damit beschäftigt und irgendwie darauf setzt.“ (17.08 sobota (1963), kompleta wieczorna, RB, str. 104)

In diesem Jahr, 70 Jahre nach dem Ausbruch des II. Weltkrieges, wollen wir uns auf das Problemdes Schweigens konzentrieren, uns anschauen, wie schwierig es ist, traumatische Erfahrungen zu benennen und auszusprechen, und auch, welche Konsequenzen das hat. Schweigen ist oft ein Versuch zu vergessen, Erfahrungen, mit denen man nicht fertig wird, zu verdrängen. Aber so ist Friede nicht zu finden. „Wir müssen wissen, dass die Zeit allein keine Wunden heilt; selbst wenn sie hilft Wunden zu heilen, können wir den kommenden Generationen schlechte Gefühle weitergeben. Wahrheit ist eng verbunden mit Vergebung, die immer ein tiefes, inneres Band von Gemeinschaft stiftet, das viel stärker ist als Vergessen.“ Kardinal Georg Sterzinski, Erzbischof von Berlin, im Gespräch mit der polnischen kath. Nachrichtenagentur am 30.08.2009.

Bei unserem diesjährigen Treffen wollen wir Gäste einladen, die das Schweigen unterbrochen haben, die das Trauma des II Weltkrieges auf verschiedene Weise auszusprechen versuchen. Das sind sowohl Menschen, die diese Ereignisse direkt erlebt haben, als auch Menschen, die versuchen mit dem Erbe ihrer Vorfahren klarzukommen.

Wir wollen uns mit Zeitzeugen treffen und ihnen zuhören. Die „Arbeit an der Erinnerung“, die sie geleistet haben, ihre Überlegungen, ihre Versuche mit der Vergangenheit klarzukommen sind für uns ein großes Geschenk.

Zum wiederholten Male laden wir Dr. Wanda Poltawska ein, deren ungewöhnlich ehrliche Erinnerungen aus dem Lager in Rawensbrück „Und ich fürchte meine Träume“, sowie die in diesem Jahr erschienenen „Beskidischen Besinnungszeiten“ zeigen, dass es Sinn macht, das Schweigen zu unterbrechen, als auch die Weise und die Grenzen, in denen das geschehen sollte.

Ein Vertreter der dritten Nachkriegsgeneration, der deutsche katholische Theologe Dr. Norbert Reck, erkennt und beschreibt sehr eindringlich die Kriegsfolgen in den nachfolgenden Generationen. „Die Gewalt bleibt, der Schmerz bleibt, die Schuld bleibt – wenn nichts dagegen getan wird. Wenn hier nach dem Tod der reuelosen Täter die Nachkommen nichts unternehmen, dann bleiben Gewalt und Hass weiter bestehen.“ (Auf der Erde von Auschwitz, Speyer 2007.)

Gäste aus der röm.-kath. Pfarre in Charkiw, Ukraine, werden zu den Wunden ukrainisch-polnischer Beziehungen sprechen.

Und andere.

Die, die das Schweigen unterbrechen und die eigene unangenehme Vergangenheit konfrontieren konnten, entdecken eine Wahrheit, die kennenzulernen für uns wichtig ist. Ohne sie können wir nicht uns selbst, unsere Geschichte, unsere Verantwortung verstehen. Ihre Wahrhaftigkeit kann zum Katalysator eines ähnlichen Prozesses für uns werden. Und das Kennenlernen der Wahrheit zeigt uns die Notwendigkeit von Vergebung.

Im Programm außerdem:

  • Besichtigung des Stammlagers Auschwitz
  • Kreuzwegmeditation in Birkenau
  • Besuch der Stadt Oświęcim
  • Besprechen der päpstlichen Botschaft zum Weltfriedenstag 2010 „Wenn Du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung.“
  • Gemeinsames Liedersingen
  • Besinnung und Messe zum Jahreswechsel,
  • Fest zum Neuen Jahr

Preis inklusive 500 PLN

Anmeldung bis zum 20.12.2009