Wacław Długoborski

Edith Steins Eintritt in die Politik:
Breslau 1918–1919

„Es ist doch ganz sicher, dass wir an einem Wendepunkt in der Entwicklung des menschlichen Geisteslebens stehen, und man darf sich nicht beklagen, wenn die Krisis länger dauert, als es dem einzelnen nach seinem Ermessen bekömmlich ist“, schrieb Edith Stein ihrer Schwester am 6. Juli 1918. „Man spürt den Willen dazu ja auch in den politischen und sozialen Kämpfen, in denen ja die treibenden Motive ganz andere sind, als die abgestandenen Schlagworte, die die Leute dafür halten. Gutes und Böses, Erkenntnis und Irrtum, sind auf allen Seiten gemischt“, doch beendete sie den Brief optimistisch im „Glauben […] dass die Entwicklung […] letzten Endes eine gute ist“.2 Ob sie dabei an irgendwelche „Weltverbesserungspläne“ dachte – darunter allen voran der neue, bolschewistische, der auch in Deutschland immer populärer wurde – oder an die Lage an den Fronten, die den Mittelmächten damals noch hoffnungsvoll schien? Mitte Juni wird die letzte österreichische Offensive an der Piave beginnen, einen Monat später – die letzte deutsche an der Marne. Das waren schon nicht mehr die Zeiten, wo die Schwestern Stein – wie im Jahr 1914 – das Vorrücken der deutschen Truppen an diesen Fluss mit kleinen Fähnchen markierten und darauf warteten, wann „wir“ in Paris einmarschierten. Jene Begeisterung war längst verklungen. Die Gesellschaft war, ähnlich wie die Soldatenmassen, ermüdet und sehnte das Ende des Krieges herbei, obwohl sie sich bewusst war, dass dieses Ende für Deutschland nicht so triumphal sein würde, wie es noch am Anfang des Jahres, nach dem Russland und Rumänien aufgezwungenen Frieden, erscheinen mochte. Ähnliche Gedanken entwickelten Politiker wie Walter Rathenau, dessen Aufsehen erregenden Artikel Sicherungen3 Edith Erna zu lesen empfahl.

Dieser Jurist, Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph jüdischer Abstammung, Mitbegründer der Macht des AEG-Konzerns, als einer dessen Direktoren und Teilhaber für die Dauer des Krieges Bevollmächtigter der Regierung und des Heeres für kriegsökonomische Angelegenheiten und in dieser Eigenschaft Mitarbeiter Hindenburgs und Ludendorffs, gab damals – in Juli 1918 – beiden eindeutig zu verstehen, dass nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten das materielle Übergewicht der Alliierten so groß sei, dass Deutschland keine Aussicht auf eine siegreiche Beendigung habe.

Dieser subtile Intellektuelle und Kunstmäzen, der neben seiner vielen Arbeit noch Zeit für Theaterbesuche und das Schreiben von Theaterkritiken fand, war sich – wie vielleicht sonst niemand im damaligem Establishment – bewusst, dass Deutschland im Angesicht der hereinbrechenden Niederlage nicht nur der wirtschaftlichen, sondern auch der politischen Erneuerung bedurfte, der Überwindung der in solchen Situationen aufkommenden gesellschaftlichen Krisen, einer Abmilderung des bipolaren Parteisystems durch die Stärkung der links-demokratischen Strömung im deutschen Liberalismus auf Kosten der national-liberalen und auf diese Weise der Schaffung einer „dritten“ Kraft, die fähig wäre, der Sozialdemokratischen Partei ein einigermaßen gleichwertiger Partner zu sein.

In der Zeit vor dem Kriegsausbruch verloren beide Strömungen an Bedeutung. Während jede der beiden noch in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts bei den Reichstagswahlen jeweils beinahe 20% der Stimmen erhielt, bekamen sie in den Jahren 1907 und 1912 nur noch etwas über 10%, was insbesondere die links-demokratische Strömung betraf, die in zwei verschiedene Parteien gespalten war. Rathenau wollte diese Zustände ändern, besonders im Angesicht der Herausforderungen, vor welchen Staat und Gesellschaft in Folge der militärischen Niederlage standen, wie den Verlust der Kolonien und an Territorium im Osten und im Westen des Landes, drohende Reparation, teilweise Demilitarisierung, die einseitige Schuldzuweisung an den Staat für den Kriegsausbruch, und das Heer – wegen der Kriegsverbrechen. Zusammen mit dem vor dem Krieg auch in Arbeiterkreisen bekanntem Pastor Friedrich Naumann, der in seinem Buch Demokratie und Kaisertum4 die Idee – wie wir heute sagen würden – des „Sozialstaates“ postulierte, strebte er danach, alle liberalen Kräfte im Demokratischen Volksbund zu bündeln. Ihre Ziele stellten Rathenau und Naumann während einer Versammlung am 16. November in Berlin dar, bei der neben ihnen Ernst Troeltsch, Theologe und Autor der berühmten Ideen des Jahres 1914, die Edith Stein bei Kriegsanfang begeisterten, wie auch Adam Stegerwald, der Vorsitzende der Christlichen Gewerkschaften, sprachen.5

Ihre Initiative fiel mit einer ähnlichen Theodor Wollfs, des Chefredakteurs des liberalen „Berliner Tagesblatts“, zusammen, der am selben Tag den Gründungsaufruf der neuen liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) veröffentlichte, die von Menschen mit später so verschiedenen Schicksalen wie Otto Nuschke und Hjalmar Schacht mit unterschrieben wurde. Trotz vieler Versuche gelang es weder dem Volksbund noch der Deutschen Demokratischen Partei auf der Jagd nach großen Namen, Albert Einstein6 zu gewinnen; die „Demokraten“ dagegen schafften es, Max Weber zu überreden, der allerdings eineinhalb Jahre später verstarb. Nach gewissem Zögern trat ihnen auch Rathenau bei, und vor allem auch Naumann, der in Kürze zum Vorsitzenden designiert wurde (er verstarb noch vor Weber, bereits im Sommer 1919) und Abgeordnete der liberal-demokratischen Fraktion des im November 1919 aufgelösten Reichstags sowie einige Abgeordnete der national-liberalen Fraktion.7 Die Mehrheit jedoch, geleitet durch Gustav Stresemann, rekonstruierte ihre alte Formation, wodurch der deutsche Liberalismus weiterhin gespalten blieb und um die gleichen Wähler kämpfte, was die DDP in der Zukunft schmerzhaft zu fühlen bekommen sollte, u.a. in Niederschlesien und in Breslau, wo beide liberalen Parteien in etwa gleich viele Stimmen und Prozente erhalten werden: Stresemann – 137.600 (15,3%); Demokraten – 139.200 (15,5%).8

Die Gründungsversammlung der Demokratischen Partei in Breslau fand am 12. Dezember, drei Wochen nach dem Gründungsparteitag in Berlin statt, und in den Vorstand wurde u.a. Fräulein Dr. Stein gewählt.9 In die Partei traten auch ihre Mutter und ihre Schwester Erna ein sowie, nach seiner Rückkehr aus Russland, – wenn auch zögernd – deren Verlobter Hans Biberstein. „In Deutschland erwartete Hans, zwei große Parteien zu finden: eine republikanische und eine Kaiserpartei; […]. Er konnte es gar nicht fassen, dass niemand es wagte, sich zur Monarchie zu bekennen“. Er musste jedoch in die Fußstapfen seiner Verlobten und zukünftigen Schwiegermutter treten, „denn weiter rechts konnte er als Jude auf keine Sympathien rechnen“.10 Zweifel konnten auch Edith kommen, die während des Studiums einen denkwürdigen Wandel ihrer politischen Ansichten durchmachte.
„Zu Hause – erinnert sie sich – wurden nur liberale Zeitungen gelesen. Das war ein Gegengewicht gegen den offiziellen Hurra-Patriotismus [in der Schule]“.11 Und es fallen die berühmten, oft zitierten Sätze: „Mehr und mehr machte ich mich auch von den liberalen Ideen frei, in denen ich aufgewachsen war, und kam zu einer positiven, der konservativen nahe stehenden Staatsauffassung, wenn ich mich auch von der besonderen Prägung des preußischen Konservatismus immer fern hielt“. Sie empfand „tiefe Dankbarkeit gegen den Staat, der [auch den Juden] das akademische  Bürgerrecht und damit den freien Zugang zu den Geisteswissenschaften der Menschheit gewährte, [sowie] die kleinen Vergünstigungen [der] Studentenkarte“. Sie „sah [dies] als eine liebevolle Fürsorge an, die der Staat seinen bevorzugten Kindern angedeihen ließ, und [dies] erweckten in [ihr] den Wunsch, später durch [ihre] Berufsarbeit dem Volk und dem Staat [ihren] Dank abzustatten“;12 hier ist anzufügen – durch aufopferungsvollen Dienst, wenn sich dieser Staat im Krieg befindet. Edith und viele ihrer jüdischen Kommilitoninnen melden sich als Krankenschwestern, ja erklären sich sogar bereit, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten, und jüdische Studenten und Akademiker treten freiwillig in die Armee ein, was der deutschen Gesellschaft als Krönung des Assimilierungsprozesses und Anfang des – nach Stephan Zweig – „goldenen Zeitalters der Sicherheit“ der Juden in Deutschland erschien.13 Zu Kriegsanfang wurde sogar denjenigen jungen Juden aus Russland und aus dem von Russland annektierten Teil Polens, die freiwillig in die Armee eintraten, in beschleunigtem Verfahren die deutsche Staatsangehörigkeit zuerkannt.14

Aber jenes „goldene Zeitalter“ hatte seine Schatten und Grenzen, und noch ehe das Blutopfer jüdischer Soldaten und Offiziere in Vergessenheit geriet, wurde es durch die anrüchige Dolchstoßlegende ersetzt, die Juden und Marxisten die Schuld an der deutschen Niederlage gab, worüber sich Hans Biberstein beklagt. Und dabei gehörte er zu jenen Juden, die, ähnlich wie seine Verlobte und Edith, von den Segnungen des „goldenen Zeitalters“ profitierten. Deutschland wurde vor einem übermäßigen Zustrom seitens der Juden  aus dem „Osten“ geschützt und zwar nicht nur durch die Vertreibungen Bismarcks aus den Achtzigerjahren, sondern auch durch die Schwierigkeiten, die man denjenigen machte, die sich ins Reich naturalisieren lassen wollten, selbst wenn sie alle geforderten Kriterien erfüllten; ja selbst – oder vielleicht gerade – dort, wo die Naturalisierung von Landsleuten, also von einheimischen (deutschen) Juden abhing, so wie in Breslau. Diese konnten in der Stadt dank des preußischen Dreiklassenwahlrechts mit regieren, welches ihren Vertretern die Möglichkeit gab, 30–40% der Wahlmänner zu ernennen, obwohl sie nur 6–7% der Bewohner stellten, und damit über 30% der Sitze im Stadtrat zu besetzen. Sie bildeten nämlich die reichste Bevölkerungsgruppe mit einem Durchschnittseinkommen von 5 200 Mark pro Kopf, während  die Protestanten nur 1 500 Mark erzielten und die Katholiken kaum über 1000.15 Bei den reicheren Juden ließ sich beobachten, dass sie sich bemühten, ihren Kindern eine Hochschulausbildung zu ermöglichen, also der Übergang vom Wirtschafts- zum Bildungsbürgertum, oder wie man vereinfachend mit polnischer Terminologie sagen könnte, der Übergang vom Bürgertum zur Intelligenz. Die Söhne wohlhabender Juden „kehrten – so betonte Hannah Arendt – den Berufen ihrer Väter den Rücken zu Gunsten freier Berufe oder rein intellektueller Betätigungen, was sie sich einige Generationen früher nicht erlauben konnten“ und dadurch „entstand“ in Deutschland und Österreich „in phantastischem Tempo eine jüdische Intelligenz“.16

Dies betraf auch die Familie Stein: als Witwe Augusta den von ihrem Ehemann geerbten Holzhandel auf die Beine gestellt hatte (auf welche Weise diese business woman zu solchem Erfolg kam, wollen wir im Rahmen eines Exkurses bei anderer Gelegenheit erörtern), konnte sie ihren zwei jüngsten Kindern – Erna und Edith – den Abschluss eines Elitegymnasiums (der Viktoria Schule) und die Aufnahme eines Hochschulstudiums ermöglichen. Übrigens stammten in den Achtzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts in diesem und in den drei übrigen als elitär geltenden Breslauer Gymnasien zwischen 35 und 45 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus jüdischen Familien. Dieser Prozentsatz sinkt erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.17 Inwiefern die Chance der jüdischen Jugend auf eine akademische Bildung durch den Wohlstand ihrer Eltern ermöglicht wurde, und inwiefern es vom Streben nach gesellschaftlichem Aufstieg und um sich antisemitischen Stereotypen zu widersetzen abhing und inwieweit schließlich von der im Mosaismus verwurzelten Tradition des „Intellektualismus“, lässt sich schwer eindeutig feststellen. Genauso, wie sich schwer feststellen lässt, welche dieser Faktoren im Fall Ediths eine Rolle spielten, abgesehen von einem weiteren – ihrem Ehrgeiz, in ihrer Umgebung, in der sie leben und agieren durfte, zu führen und zu glänzen. „Ich war an gar keinen Tadel mehr gewöhnt. Zu Hause wagte mir kaum noch jemand etwas zu sagen; meine Freundinnen hingen mit Liebe und Bewunderung an mir“,18 und in der Familientradition galt sie als jemand, der Fehlschläge schlecht vertragen konnte.19 Dies waren meines Erachtens Eigenschaften, die sie bei ihrer eigenen Bewertung ihrer politischen Tätigkeit beeinflussen. Die Demut kommt erst mit ihrer Konversion zum Katholizismus.

Edith begann in Breslau zu studieren, doch erst in Göttingen, dank Dozent Adolf Reinach (gefallen im November 1917 in Flandern) „leuchtet“ ihre unleugbare philosophische Begabung „auf“; auch machte sich die „Leichtigkeit des Verstehens und ihre ungewöhnliche Fähigkeit, sichin andere hinein zu versetzen“ bemerkbar, wie auch ihre „alte Liebe zur Geschichte“, die sie in Breslau beinahe als Hauptarbeitsgebiet ihres Studiums gewählt hätte. Damit „hing aufs engste zusammen eine leidenschaftliche Teilnahme an dem politischen Geschehen der Gegenwart als der werdenden Geschichte“.20 Erinnern wir uns an ihr Bekenntnis: war ihr Engagement in der DDP nicht eine Art Labor für gesellschaftspolitische Experimente, und somit eigentlich nicht besonders ernst gemeint? Sehr ernst dagegen nahm sie ihr Verhältnis zum preußischen Staat, dem alten, aus der Zeit der Friedriche und Bismarcks, und dem gegenwärtigen, demgegenüber sie sich für ergeben hielt. In Breslau besuchte sie u.a. eine Vorlesung zur deutschen Geschichte der Jahre 1763–1806 des jungen, „straffen und schneidigen“, wie ihn Edith beschrieb, 35-jährigen Professors Johannes Ziekursch (1876–1945), der gegenüber Friedrich dem Großen, dem Haupthelden jener Zeit, kritisch eingestellt war, „[eines nationalliberalen Politikers, der] den freudigen Stolz auf das neue Reich [hatte], in dem wir alle erzogen waren, aber es war keine blinde Vergötterung  des Herrscherhauses und keine Einengung durch den preußischen Gesichtswinkel“,21 eines Historikers, der die so genannte friderizianischeLegende der preußischen Historiographie, insbesondere in ihren wunden Punkten – der Politik dieses Herrschers gegenüber dem schlesischen Bürgertum und den schlesischen Bauern – in Arbeiten widerlegte, welche bis heute nichts an ihrer wissenschaftlichen Bedeutung eingebüßt haben.22

Ob man auch Edith zu dieser Formation, die stolz auf das gegenwärtige Preußen, aber kritisch auf dessen Vergangenheit blickte, zählen kann, die, was ihr besondere Genugtuung bereiten musste, zusammen mit Zierkursch, ihrem ehemaligem Professor, im bereits erwähntem 50-köpfigen Präsidium der DDP in Breslau saß?23 Änderte sie damals, d.h. Ende 1918, ihren Standpunkt Preußen und dem preußischen Staat gegenüber? Säte den Zweifel bereits in Göttingen ein anderer hervorragender Historiker, der anglophile und antipreußisch gesinnte Max Lehmann, bei dem Edith mit einem Referat über die Programme der deutschen Parteien im Parlament 1849 glänzte, das Lehmann als Diplomarbeit anzunehmen bereit gewesen war? Lehmann war vom Nimbus umgeben, ein Schüler Rankes zu sein, dessen Andenken und Werk Edith bewunderte; „sie war stolz, durch ihn [Lehmann] eine Enkelschülerin von Ranke zu werden“. Seine antipreußische Haltung erweckte jedoch Ediths Widerspruch. „Da mich Einseitigkeiten immer dazu anregten, der Gegenseite gerecht zu werden, wurde ich mir hier […] der Vorzüge des preußischen Wesens bewusst und wurde in meinem Preußentum bestärkt“.24

Bedeutete dies, dass Edith ihre national-liberale Einstellung aufgab und konservativ wurde? Davon gehe ich aus. Ihr Verhältnis zum preußisch-deutschen Staat während der Kriegsjahre scheint dies zu belegen: das Lob der Idee Mitteleuropas (natürlich in deren wirtschaftlich-integrativer Bedeutung Bethmanns, Hollwegs und Rathenaus, dessen Artikel zu diesem Thema sie offenbar gelesen hatte, und nicht in der annexionistisch-expansiven Heinrich Claß’s und des „Alldeutschen Verbandes“ mit Betonung auf eine künftige Entwicklung der deutschen Besiedlung im Osten25) und das diese enthaltende Manifest vom 5. November 1916, das Edith als wesentlichen Schritt zur Lösung der Polenfrage und Hoffnung auf Nachkriegsreformen, dank dessen „mein liebes Preußen deutscher und damit zugleich auch mitteleuropäischer sein [wird]“,26 begrüßte, die Begeisterung für den Preußischen Staat und dessen „selbstbewusstes Volk, das seine Funktionen diszipliniert“, vor allem aber ihr Vertrauen in die deutsche Regierung, „Männer […], die […] ganz still und demütig zu erlauschen suchen, wohin der Lauf des Weltgeschehens gehen will“, verbunden mit einer antiamerikanischen Philipika auf die Note Wilsons vom Dezember 1916.27 Ihre Abneigung gegen die amerikanische Demokratie erstreckt sich auf andere westliche Demokratien, vielleicht mit Ausnahme der englischen, was sich in ihrem Nachkriegsbeitrag über den Staat (1922)28 bemerkbar macht, in dem sie an Beispiele eines autoritäres Staates anknüpft, in dem die Funktion der Untertanen – nicht Bürger – einzig in der Anerkennung der Regierung und dem Befolgen ihrer Befehle besteht, die Funktion der Regierung hingegen „als dem zentralen Organ, in dem sich der staatsbildende Wille konzentriert“, darin, „die Handlungen des Ganzen29 zu leiten, diesen Handlungen Impulse zu geben und eventuell Ausführungsbestimmungen zu erlassen.30

Ob der Zusammenbruch der preußisch-deutschen Staatlichkeit im November 1918 ausschlaggebend dafür war, dass das Vertrauen in Frage gestellt wurde, welches Edith in diese Staatlichkeit setzte, „[sie] davon überzeugt[e], dass [das alte System] überlebt war“,31 sie dazu brachte, ihre politische Haltung grundlegend zu ändern und sich einer Partei anzuschließen, die eine ihrer Mentalität fremde liberal-demokratische Strömung repräsentierte? Ausdruck, wie Hanna Barbara Gerl-Falkovitz meint, ihrer „Hilflosigkeit angesichts des Weltkriegs und der Niederlage Deutschlands“? War sie „vor allem von den Zielen bewegt, die Frauen zur Wahlurne zu bringen und für die Abstimmung in Oberschlesien zu kämpfen“?32 Das letzte Argument müsste man präzisieren: im Dezember 1918 fürchtete man tatsächlich (auch in der Familie Stein) den Verlust Oberschlesiens; nach dem Vorbild anderer Parteien organisierte die DDP in dieser Angelegenheit Versammlungen und mobilisierte die Jugend zum Kampf,33 die Entscheidung über die Volksabstimmung fällt jedoch erst im Juni 1919 in Versailles. Viel wurde hingegen über das Frauenwahlrecht gesprochen, das Lieblingsthema der Gespräche und der Betätigung Ediths bereits während ihres Studiums in Breslau,34 welches jedoch in Göttingen und Freiburg in Vergessenheit geriet – vielleicht deshalb, weil sich ihr eine wissenschaftliche Karriere an der Seite Husserls zu eröffnen schien? Das Verhältnis zum Meister, der „aus Prinzip“ gegen die Habilitation von Frauen35 war, wie sie Ingarden schon Anfang 1917 schrieb, entwickelte sich nicht besonders gut, zwei Jahre darauf „lehnt er es a limine ab, diese durchzusetzen“.36 Fährt sie im Herbst 1918 nur deshalb nach Breslau – und das Hals über Kopf –, weil sie – wie sie im Brief an Ingarden andeutete – den Ausbruch der Revolution fürchtete? Oder auch „zur Beruhigung [ihrer] Mutter“, die ihre Tochter „in so unruhigen Zeiten sehr ungern in so weiter Ferne gewusst [hätte]“.37 Oder hatte sie vielleicht die drückende Atmosphäre im Hause Husserl satt, wo sie mal als wissenschaftliche Sekretärin des Meisters behandelt wurde, mal als Krankenschwester, mal als Dienstmagd? Am zwölften November ist sie schon nach Schlesien unterwegs, zwei Wochen später tritt sie in die DDP ein.38 Schien es dieser intellektuell aktiven, aber emotional überempfindlichen Frau nach der persönlichen Enttäuschung, oder vielmehr der enttäuschten Liebe, seitens Ingarden (vgl. den einzigen ihrer erhaltenen Briefe mit der Anrede Liebling39) und der schon erwähnten wissenschaftlichen seitens Husserl40 nicht als der beste Ausweg aus ihrer Situation, sich in den Wirbel der Politik zu stürzen?

Vielleicht sah sie ja auch in der DDP, ähnlich wie ihr zukünftiger Schwager, einen Schutz vor den auch in Deutschland auftretenden Erscheinungsformen des Antisemitismus? Diese Partei wollte sicherlich keine antisemitische sein – mit Persönlichkeiten wie Wolff, Rathenau und dem ehemaligen Bankier Bismarcks Bleichröder, mit 8 beziehungsweise 10 Juden im fünfzigköpfigen Präsidium in Breslau, einer Proportion, die ihrer Rolle im Leben der Stadt eher entsprach als die Überrepräsentanz im Stadtrat (siehe oben). Edith, die sich im Kampf für das Wahlrecht der Frauen und deren Beteiligung am politischen Leben engagierte, musste die Anwesenheit von 6 Frauen im Präsidium freuen, darunter die wegen ihres sozialen Engagements bekannte Paula Ollendorff (1860–1938), stellvertretende Vorsitzende der Breslauer Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes und zugleich die erste Frau, die in Breslau in den Stadtrat gewählt wurde, Gemahlin des 1911 verstorbenen Juristen Isidor Ollendorff, des Vorsitzenden der liberalen Fraktion dieses Rates, eines Kämpfers für die volle Gleichberechtigung der Juden – Lehrer und Schüler – im Schulwesen.41 Auch musste sie sich über den eindeutigen Standpunkt der Partei in Sachen Frauenwahlrecht freuen, wozu sie ja u.a. selbst in ihrem Wahlkampf beigetragen hatte, weniger allerdings über die Ergebnisse der Wahl zur Nationalversammlung vom 19. Januar 1919 selbst, bei der die Partei in Niederschlesien unter dem Landesmittel abschnitt (15,5% und 18,6%) und in Breslau wohl noch schlechter.42 Außerhalb Breslaus konnten antisemitische Erscheinungen in der Partei selbst, wie die Ablehnung der Kandidatur Rathenaus zum Abgeordneten der DDP im Regierungsbezirk Liegnitz43 beunruhigen, oder die Ablehnung des Vorschlags, einen Vertreter des Centralvereins Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens44 in den Parteivorstand zu berufen, um den Antisemitismus entschiedener zu bekämpfen, dessen Mitglieder wir in verschiedenen regionalen Präsidien und anderen Gremien der DDP finden, und dies nicht nur in Schlesien.

Einzelheiten über die Tätigkeit der Partei in dieser Provinz, wie auch Edith Steins, finden wir in keiner ihrer Biographien. Gerl-Falkowitz erinnert nur daran, dass Edith in diese Tätigkeit „zeitweise viel Arbeit investierte“.45 Andreas Uwe Müller und Maria Amata Neyer widmen ihr eine Seite,46 beschränken sich aber auf Ediths eigenen Bericht in den Briefen an Ingarden und die Reproduktion eines Wahlaufrufs der Demokraten an die Frauen, der jedoch nicht aus Schlesien stammt und wohl nicht aus der Feder Edith Steins. Die deutsche Herausgeberin der Briefe wiederum, die schon erwähnte Maria A. Neyer, suggeriert, dass sich Edith Stein nach den Januarwahlen zur Nationalversammlung aus der aktiven politischen Tätigkeit zurückgezogen habe. Dieses Versprechen hielt sie aber nicht und im Brief an Ingarden vom 16. September 1919 stellt sie unmissverständlich fest, dass sie „[die politische] Betätigung […] mehrere Monate ganz verschlungen hatte“.47 Wenn sie diese Ende November 1918 aufgenommen hatte (Brief an Ingarden vom 30. XI, Wahl ins Präsidium der DDP in Breslau am 12. XII) und diese, wie wir aus der Auswertung der Breslauer Lokalpresse48 wissen, mindestens bis Mai oder Juli 1919 andauerte, scheint die Behauptung Ediths, „[die politische] Betätigung [hätte sie] mehrere Monate ganz verschlungen“ der Wahrheit zu entsprechen. Warum hat sie diese Betätigung jedoch nicht unterbrochen, obwohl sie von dieser „angeekelt“ wurde und ihr „das übliche (psychische?) Handwerkszeug dazu völlig [fehlte]: ein robustes Gewissen und ein dickes Fell“? Bestand diese Tätigkeit nur in der Beteiligung an „großen Versammlungen“ und „Vortragsreise[n] in die Provinz“?49 Oder war es nur das Schmollen des Fräulein Doktor, der sich – was sie nicht gewohnt war – nicht alles so fügte, wie sie es sich vorstellte? Während des Studiums in Breslau engagierte sie sich ja doch in der Sozialarbeit; Müller und Neyer zählen mindestens fünf verschiedenartige Vereine und Organisationen auf, an deren Arbeit sie aktiv teilnahm,50 wobei für Edith diejenigen am Wichtigsten zu sein schienen, die im Einflussbereich eines ihrer Professoren, des Psychologen William Stern, standen, nämlich die Breslauer „Pädagogische Hochschulgruppe“ und der „Bund für Schulreform“51 sowie der „Preußische Bund für das Frauenwahlrecht“, eine für sie so wichtige Angelegenheit, dass sie nicht zögerte, hier mit den Sozialistinnen zusammenzuarbeiten, für die sie nie – weder vorher, noch später – etwas übrig hatte.52 In der Partei erhoffte sie sich die Möglichkeit, unter Jugendlichen und Frauen zu wirken – in Milieus, die sie schon vor dem Krieg interessiert hatten. In welchem Maße wurden diese Erwartungen erfüllt?

Ingarden schreibt sie von ihrem politischen Engagement – dem Eintritt in die DDP und der Möglichkeit in den Vorstand gewählt zu werden – erstmals am 30. November, 10 Tage später – mit unverhohlenem Enthusiasmus – von einer „Versammlung der demokratischen Jugend, die wir innerhalb unserer Partei zusammenfassen wollen“, wie auch von deren Parteisekretär, Ediths „Hauptverbündetem“, einem „jungen Professor[en], der […] Energie und Temperament genug [besitzt], um die Menge mit sich fortzureißen“.53 Da die Akten der Breslauer DDP verloren gegangen sind, sind wir bei der Analyse deren Aktivität auf mehr oder weniger lakonische Pressemitteilungen angewiesen. Weder der Name ihres Sekretärs lässt sich feststellen, noch ist bekannt, ob die für den Abend des 10. Dezember angekündigte Versammlung der „Jugendorganisation“ zustande kam. Nachweislich konstituierte diese sich zwei Monate später unter Beteiligung von Edith im sechzehnköpfigen Vorstand,54 was sie, wenn wir uns an ihre Erwartungen vom Dezember erinnern, nicht als ihren eigenen Erfolg betrachten konnte.

Ein Erfolg hingegen war, dass ihr gemeinsam mit dem Lehrer Bultmann und dem Pastor Gottschick die Leitung einer Arbeitsgruppe für Jugendbildung übertragen wurde, die sich mit der Problematik der Religionswissenschaft und der Philosophie beschäftigte. Es wurden fünf derartige Gruppen gebildet, die übrigen betrafen Außenpolitik, Volksbildung, Wirtschaftsund Gesellschaftspolitik sowie „Staatsbürgerkunde“; mit ihnen korrelierten zwei Rednerschulen zur Vermittlung der Fähigkeit, Reden zu halten und zu diskutieren. Man begann das Bildungsprogramm der demokratischen Jugendbewegung im Mai mit wöchentlichen Versammlungen. Es ist weder bekannt, in welchem Maße Edith sich dabei engagierte, noch wie die einzelnen Gruppen funktionierten, von denen – wie man vermuten darf – die der Außenpolitik gewidmete Gruppe das größte Interesse weckte, denn für die Ursachen des deutschen Zusammenbruchs interessierte sich – wie die ganze deutsche Gesellschaft – die ganze DDP.55

Die Verbindung von Philosophie und Religion charakterisierte Ediths neue Interessen und Überzeugungen. Sie drückte diese auch bei ihren Wahlkampfauftritten aus, bei denen sie die Rolle der „Religion als Fundament der neuen Staatlichkeit“56 unterstrich. An ähnliche knüpft sie auch zwei Jahre später in ihrer Abhandlung über den Staat, im abschließenden Absatz Staat und Religion an, in dem wir u.a. lesen: „Jeder Mensch untersteht zunächst und vor allem dem höchsten Herrscher, und daran kann kein irdisches Herrschaftsverhältnis etwas ändern“, und gemäß dem Prinzip „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“, interpretiert sie den „Staat und [den] Gehorsam gegen ihn als von Gott gewollt oder mindestens von Gott zugelassen“.57 Hierbei ist das Verhältnis der DDP zur Kirche zu untersuchen, jener Partei, die bestrebt war, sich von den Traditionen der liberalen Demokraten vor dem Jahr 1914 zu verabschieden, welche Religion und Kirche gegenüber distanziert, wenn nicht feindlich eingestellt waren, was der neuen Partei auf den Wahlkampfveranstaltungen, wie z.B. am 6. Januar in Breslau, vorgehalten wurde. Man warf der DDP Unredlichkeit, mangelnde Parteinahme für die Kirche seit Beginn ihres Bestehens vor. Die Referentin der Partei war seinerzeit Edith Stein, die u.a. völlige Toleranz „für die Ausübung religiöser Praktiken“ deklarierte und die Abhängigkeit der Kirche vom Staat kritisierte, aus der man diese befreien sollte.58

Die Partei sprach sich auch für den schulischen Religionsunterricht aus, was vor 1914 noch ein Zankapfel zwischen den einzelnen Richtungen des deutschen Liberalismus war. „Die Jugend des Religionsunterrichts zu Gunsten einer farblosen Morallehre zu berauben, – so können wir in einem der Wahlkampfaufrufe der DDP in Breslau lesen – bedeutete, der Seele und dem Geist des Kindes Gewalt anzutun. Daher verlangt die Deutsche Demokratische Partei, den schulischen Religionsunterricht beizubehalten“, jedoch ohne die bisherige Aufsicht der geistlichen Gewalt über diesen Unterricht. „Mit der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes“ sprach sich die Partei für die „Belebung und Vertiefung“ der religiösen Gefühle  aus, vom Staate verlangte sie indes nicht nur die rechtliche Anerkennung der religiösen Gemeinschaften, sondern auch, dass einige von diesen finanziell unterstützt würden. Unter Berücksichtigung Ediths Orientierung in diesen Dingen, die sie zum Beispiel am 6. Januar äußerte, ihrer Leitung der religiös-philosophischen Sektion der DDP-Jugend, der Vielseitigkeit ihrer Studien, vor allem aber ihres intellektuellen Potenzials, fällt es schwer, in Edith nicht die Autorin bzw. Mitautorin des Aufrufs Staat, Kirche, Schule zu sehen, und dies mit einer erheblich größeren Wahrscheinlichkeit als beim ihr von Müller und Neyer zugeschriebenen Aufruf Demokratie und Frauen.59

Tatsächlich trat auch Edith mehrfach auf und äußerte sich zu diesem Thema. Außerdem war die „Heranführung der Frauen an die Wahlen“nach Gerl-Falkovitz eines der Motive ihres Eintritts in die DDP; auf diesem Gebiet hatte sie aber viele Rivalinnen sowohl in Breslau wie auch ganz an der Spitze der Parteiführung. Mit dem Vortrag Der Einzug der Frauen in die Politik trat – wahrscheinlich genauso wie Edith, in Breslau und in der Provinz – die hier schon erwähnte Paula Ollendorff auf, und am 12. Januar fuhr Margareta Bernhard, eine promovierte Juristin und Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der DDP aus Berlin, mit dem Vortrag Die Frau im neuen Deutschland nach Breslau,60 und wenn ich die Autorin(nen) des von Müller und Neyer reproduzierten Aufrufs suchen müsste, wiese ich auf sie und andere Aktivistinnen aus den nationalen Gremien der DDP. Im ganzen Reich wurden vor den Wahlen 33 unmittelbar an Frauen gerichtete Flugblätter mit einer Auflage von fast 5 Millionen Exemplaren herausgegeben, dagegen nur 30 Flugblätter mit allgemeiner Thematik, wenngleich mit zweifach höherer Auflage.61

Der Berichterstatter der „Breslauer Zeitung“ fasste Ediths bereits erwähnte Vorlesung ziemlich genau zusammen,62 die sie wahrscheinlich sowohl in einigen Stadtteilen Breslaus und – wie sie Ingarden schrieb – in der „Provinz“ hielt,63 offenbar für verschiedene Hörergruppen (am 10. Januar für Frauen) und in verschiedenen Versionen, in denen sie eigentlich nur die Frage beantwortete, warum Frauen in die Deutsche Demokratische Partei eintreten und gemeinsam mit dieser für ihre politische Gleichberechtigung kämpfen sollten. Dabei – schließlich näherte sich der Tag der Wahl zur Nationalversammlung – wies sie jedoch auch auf andere Punkte des Parteiprogramms hin, ohne Wilsons Idee eines Völkerbundes auszusparen, von der sie sich noch ein Jahr zuvor persönlich entschieden distanziert hatte.64 Sie sah in der DDP die sprichwörtliche „dritte Kraft“, die gemeinsam mit den Sozialdemokraten und den Nationalliberalen Stresemanns die Zerschlagung der Gesellschaft in einzelne „Stände“ oder Glaubensgemeinschaften überwinden konnte. Sie sprach sich auch gegen die „übertriebenen“ Lohnforderungen der Arbeiter und die Nationalisierung der Industrie aus, ohne bei diesen ihr eigentlich fremden Angelegenheiten vom Parteiprogramm abzuweichen. Andere Wahlredner der DDP mit akademischer Bildung äußerten sich in diesen Fragen kompetenter, auch deren Themenpalette war umfänglicher.65 Im Fall Ediths klangen – zumindest im Licht der Berichterstattung über die Versammlung vom 6. Januar – ihre bereits erwähnten Äußerungen zu Staat und Kirche persönlicher und überzeugender. Auch den Berichterstatter der Lokalzeitung interessierten diese mehr als das Leitthema ihres Referates: die DDP und das politische Engagement der Frauen.

Die Parteien selbst interessierten sich jedoch sehr für letzteres Thema; ihm wurde einer der nicht namentlich gekennzeichneten Artikel der ersten Ausgabe von „Der Volksstaat“ gewidmet, der zunächst vierzehntäglich und später wöchentlich erscheinenden Breslauer DDP-Zeitschrift. In dessen zweiter Ausgabe polemisierte man gegen die Zuerkennung des Frauenwahlrechts mit einer seitens protestierender Frauen Berliner Offiziere an die Nationalversammlung übergebenen Resolution.66 Die erste nicht anonyme Äußerung der Breslauer DDP-Aktivistinnen zu diesen Themen war jedoch der in der 4. Ausgabe der Wochenzeitschrift veröffentlichte Artikel Edith Steins: Zur Politisierung der Frauen.67 Dies war zugleich ihr erster Artikel überhaupt (bislang hatte sie „nur“ ihre Doktorarbeit geschrieben und veröffentlicht) und auch der erste, der der politischen und gesellschaftlichen Situation der Frauen und deren Rolle in der Gesellschaft gewidmet war. Zu diesem Thema sollte sie – vor allem an der Schwelle der zwanziger zu den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts – noch viele schreiben.68

Indem sie „eine Flut politischer Arbeit“ und „von Tag zu Tag wachsende Aufgaben“, die für die Wahlkampfzeit charakteristisch sind, erwähnt, versucht Edith, in die Zukunft zu weisen und zu fragen, „was noch zu tun bleibt“ – natürlich auf dem Gebiet der Politik. Sie fragt dies als Frau einer Partei, der es – in ihrer eigenen Region – nicht gelang, Frauen ins Parlament zu bringen und deren weibliche Mitglieder auch in Stadträten zur Ausnahme gehören, hauptsächlich, weil es an geeigneten Kandidatinnen fehlt. „Der Typus der politischen Frau muss sich erst herausbilden“, wie auch ein Modell der Frau als politische Führerin. Denen indes, die eine solche Rolle anstreben wollten, fehlt es an politischer Erfahrung und an politischem Wissen. „In der Übergangszeit, in der wir uns jetzt befinden, sind wir gezwungen, uns auf die politisch begabten Frauen zu verlassen, die bereit sind, zu Gunsten der Politik (d.h. politischer Betätigung) auf ihre bisherigen Berufe zu verzichten“. Und weiter ruft sie unter Bezugnahme auf ihre Tätigkeit in der Jugendorganisation der DDP mit ihren Selbstbildungsgruppen und Rednerschulen69 deren Mitglieder dazu auf, „eine gründliche  politische Ausbildung zu erwerben“, um diese anschließend zu „vertiefen“, die Parteiführung hingegen, „Talente“ auf diesem Gebiet zu suchen.

Leider, klagt Edith weiter, und dies ist eher eine Beschwerde ihrerseits pro domo sua, weil an die „höheren Töchter“ gerichtet, zu denen sie sich trotz allem selbst rechnete, „finden wir hier keine solchen Führerinnen, wie wir sie brauchen, jedenfalls nicht unter denen von ihnen, die sich bislang in ihrem Leben mit nichts Ernsthaftem beschäftigt haben“. Und sie richtet gerade an diese den Appell, die Politik zum Gegenstand ihrer Studien (es ist anzumerken, dass eben dies Edith selbst in gewisser Weise tat) und zu „ihrem Beruf“ zu machen.70 Ich weiß nicht, ob sie seinerzeit der Widerhall der Vorlesung „Politik als Beruf“ erreichte, die Max Weber am 21. Januar 1919 in München hielt,71 ein Gelehrter, der sich in der DDP einer aufrichtigen Autorität erfreute, denn man könnte den Eindruck gewinnen, dass seine vorläufige Definition der Politik als „die Leitung oder die Beeinflussung der Leitung eines politischen Verbandes, […] also: eines Staates“,72 in einem gewissen Maße das Ende von Ediths Artikel beeinflusst hätte. Die politische Bildung sollte nach Weber dem Politiker nicht nur dazu dienen, „seine eigene Persönlichkeit zu bereichern“, sondern auch und vor allem dazu, sich auf den Dienst für den Staat vorzubereiten, d.h. auf das Regieren, während sich „gleichzeitig mit dem Aufstieg des fachgeschulten Beamtentums […] die Entwicklung der «leitenden Politiker» [vollzog]“.73

Man kann sich nur schwer des Eindrucks erwehren: ein paar Monate Engagement Ediths in der DDP lehrten sie den Pragmatismus, mit dem sie später auch an das Thema der Einbeziehung von Frauen ins politische Leben heranging, u.a. durch die Bildung von „Kadern“ politisch engagierter Frauen oder sogar solcher, die die Politik als ihren Beruf ansehen.

Aus dieser Perspektive unterscheiden sich Frauen, die Funktionen oder Ämter innehaben, von den Männern mit ähnlichen Rollen durch das Milieu, in dem sie wirken sollen, nämlich im Frauenmilieu und durch die Frauenangelegenheiten, mit denen sie sich beschäftigen müssen. Sie versteht die Politik weder als Männerberuf noch denkt sie darüber nach, was eine Frau in dieses Berufsbild einbringen könnte.

Derartige Reflexionen kommen ihr erst nach dem Jahr 1922, nach ihrer Konversion zum Katholizismus, der sie auf den Unterschied zwischen der Spiritualität der Frau und der des Mannes aufmerksam macht, „die seelische Grundhaltung, die dem natürlichen Beruf der Frau entspricht: dem Mann gegenüber Gehorsam, Vertrauen und Teilnahme an seinem Leben, die seine sachlichen Aufgaben und seine Persönlichkeitsentfaltung fördert“.74 Ausgehend von diesen Vorgaben nahm Edith eine Art Klassifizierung der Berufe vor, in Hinblick auf deren Übereinstimmung mit der Spiritualität der Frau und deren Ort in der Gesellschaft; dazu gehört der Beruf des „Politikers“ jedoch nicht, es sei denn, wir zählen ihn zu den „modernen sozialen Berufen“ oder zu den Geisteswissenschaften.75 Natürlich kann man eine derartige Klassifikation als naiv bezeichnen, aber in einem gewissen Maße gab sie die Haltung einiger katholischer Kreise wieder, vor allem jedoch Ediths eigene.

Diese hatte aber auch praktische Aspekte, fiel sie doch in die Zeit der Wirtschaftskrise (1929–1933), als immer mehr Frauen zu arbeiten begannen, um für sich selbst und ihre Familien neue Einnahmequellen zu finden. „Während die Kirche sich damals gegenüber derartigen Perspektiven restriktiv verhielt, verlangten katholische Organisationen und Frauenverbände eine wissenschaftliche und zugleich kirchlich fundierte Klärung dieser Themen, wofür gerade Edith Stein besonders prädestiniert zu sein schien, sowohl durch ihren eigenen Berufsweg als auch  ihr – auf der Grundlage der Phänomenologie erlangtes – gründliches philosophisches Wissen über die menschliche Person“. Man kann kaum anders, als der Autorin dieser Worte zuzustimmen, die der Problematik der Frauenberufe und der Frauenarbeit im Werk Edith Steins unlängst eine mehrere Hundert Seiten umfassende Arbeit widmete,76 wodurch wir uns eigentlich nicht mehr näher mit diesen – für ihre Tätigkeit in den Jahren 1918–1919 unbedeutenden – Angelegenheiten befassen müssen. Nachdem sie ab dem Ende der zwanziger Jahre und zu Beginn der dreißiger auf diesem Gebiet eine neu belebte publizistische und Vorlesungstätigkeit ausübte, nahm sie Abstand von der unmittelbar politischen Tätigkeit (die sie an der Schwelle der Jahre 1918 und 1919 ausübte). Aber sie reagierte geradezu prophetisch auf die ersten Anzeichen des Antisemitismus, auf Rassismus und Faschismus, welche sich über Deutschland nach der Machtergreifung Hitlers ergossen, wovon noch die Rede sein soll.77

Es lässt sich schwer sagen, ob sich Ediths Tätigkeit in der Breslauer DDP in der Beteiligung am Wahlkampf, dem Artikel über die Politisierung der Frauen und in der Tätigkeit in der selbst bildenden Jugendgruppe erschöpfte. Offenbar wurde sie vom Präsidium der Partei in Breslau positiv bewertet, da sie Dr. Stein für den Parteitag der DDP in Berlin im Mai an die 4. Stelle (schwer zu sagen, ob die Reihenfolge hier von Bedeutung war) von 15 Delegierten setzte. Die restlichen 14 wurden aus dem Regierungsbezirk berufen.78 Der Parteitag begann am 19. Juli und dauerte bis zum 22., sein Verlauf wurde ausführlich in „Der Volksstaat“ besprochen.79 Da jedoch die Liste der Delegierten aus Schlesien nicht abgedruckt ist, können wir nicht feststellen, ob Edith nach Berlin fuhr und ob sie an den Debatten teilnahm. Aus Schlesien ergriff nur der Parteivorsitzende aus Breslau, Prof. Obst, mit seinen kontroversen Thesen zu den Beziehungen zwischen Arbeitern und Unternehmern das Wort.80 Selbst wenn Edith am Parteitag teilgenommen hat (sie erwähnt diesen nirgendwo), hätte sie dort kaum Gelegenheit gehabt, besonders in Erscheinung zu treten, da die Themen politische Gleichberechtigung und politische Aktivität der Frauen nicht auf der Tagesordnung standen; im Gegenteil, es wurde beschlossen, unter den weiblichen DDP-Mitgliedern keine eigenen Frauenausschüsse81 zu bilden, und der parteiinterne Rang Ediths war zu niedrig, als dass sie bei anderen Themen zu Wort hätte kommen können.

Im Herbst finden wir Edith nicht in den Reihen der DDP, dafür ist sie zu sehr mit ihrem dramatischen Kampf um ihr Recht als Frau, oder vielleicht damals auch schon als Jüdin, beschäftigt zu habilitieren;82 („in Göttingen […] abgewiesen worden. […] Die Aussichten in Kiel sind noch nicht ganz geschwunden“83). Nur beiläufig erwähnt sie Ingarden gegenüber „[die politische] Betätigung, die [sie] mehrere Monate ganz verschlungen“ und ihren Niederschlag in zwei ihrer Arbeiten gefunden hatte:84 die hier zitierte Abhandlung über den Staat und die nicht zitierte Abhandlung Individuum und Gemeinschaft, die wie bereits bemerkt, im Jahr 1922 unter einem gemeinsamen Titel erschienen.85 Dabei handelte es sich um eine Betätigung, die wir fast ausschließlich auf der Grundlage von Berichten Dritter und nur in geringem Maße aus Ediths eigenen verfolgen konnten; daher fällt es schwer zu bewerten, welche Erfahrungen jener „mehreren Monate“ sich in ihren Arbeiten widerspiegelten, die wir nach heutigen Kriterien zur Politikphilosophie rechnen würden, auch wenn in der zweiten, nicht nur meinem Urteil nach, über die Philosophie und die Politik, die Analyse des „unbeabsichtigten und unfassbaren […] Leidens des besiegtenVolkes“ d.h. des deutschen, dominiert, welches dazu verurteilt wurde, „bittere Reflexionen über die eigene Vergangenheit anzustellen“.86

Wie also antworten wir auf die von Maria Amata Neyer OCD gestellte Frage: „Was im Einzelnen ihre Abkehr von der Politik – der sie im Übrigen zeitlebens größte Aufmerksamkeit widmete – veranlasste, wissen wir nicht“.87 Möglicherweise ein Misserfolg bei der Rivalität innerhalb der Breslauer DDP, in welcher dem neu gegründeten Frauenausschuss die schon erwähnte Paula Ollendorff vorstand? Vielleicht fühlte sich Edith bei der Besetzung der Redaktion der ab August beziehungsweise September 1919 erscheinenden Frauenbeilage von „Der Volksstaat“ – Die Frau im neuen Deutschland – wegen einer anderen Person übergangen?88 Oder aber erschreckte sie möglicherweise der in Breslau im Zusammenhang mit der Demokratisierung des preußischen Wahlrechts wachsende Antisemitismus (das sog. Dreiklassenwahlrecht wurde durch ein allgemeines und gleiches Wahlrecht ersetzt, wodurch die Zahl der jüdischen Stimmen, und damit der liberalen, im Stadtrat von 30–40% auf 5% fiel)? Dazu kam auch, dass jüdische Lehrer an den Gymnasien von den Elternbeiräten schikaniert wurden, in der Stadt die radikal antisemitische Deutschvölkische Freiheitspartei hervortrat,89 die Alldeutschen90 den Antisemitismus propagierten – wovor die Breslauer DDP gewarnt hatte – und vor allem die das Andenken der jüdischen Soldaten und Offiziere verunglimpfende Dolchstoßlegende (vgl. oben) und die zunehmende Selbstsicherheit der Befürworter der Judendiskriminierung.91 Es begann ein Prozess, der – gemäß dem schon zitierten van Rahden – das vor dem Krieg als Festung des Linksliberalismus geltende Breslau in die Stadt verwandelte, in der die Nationalsozialisten bei den Wahlen im Jahr 1932 mit einem Anteil von 43% der Stimmen das höchste Ergebnis (im Reichsgebiet) erzielten, während die zwischenzeitlich in Staatspartei umbenannte DDP, die ehemalige Partei Ediths, ähnlich wie in ganz Deutschland gerade einmal 1% der Stimmen erreichte, und die einheimischen Juden, die sie 12 Jahre früher unterstützt hatten, nun bei den Sozialdemokraten Unterstützung suchten.92 Und wenn im Brief Ediths an Pius XI. vom 20. April 1933 die Worte über die in Deutschland steigende Welle von Taten fallen, „die jeder Gerechtigkeit und Menschlichkeit […] Hohn sprechen“ und darüber, dass „die nationalsozialistischen Führer [Jahre hindurch] den Judenhass gepredigt [haben]“,93 so dachte sie dabei sicherlich an die in ihrer Heimatstadt herrschenden Verhältnisse.


  • 1 Der Text entstand mit wesentlicher Hilfe von Dr. Krzysztof Popiński, Dozent der Wirtschaftsakademie in Breslau, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, der die damalige Breslauer Tagespresse untersucht hat.
  • 2 Zit. nach: E. Stein, Selbstbildnis in Briefen, Brief an Erna vom 6. VII. 1918, [in:] L. Gelber [Hrsg.], Edith Steins Werke, Bd. VIII, Druten 1976, S. 36.
  • 3 Erschienen am 1. Juli in der „Frankfurter Zeitung“, Nachdruck in: W. Rathenau, Zeitliches, Berlin 1918, S. 71–84.
  • 4 F. Naumann, Demokratie und Kaisertum. Ein Handbuch für innere Politik, Berlin 1900.
  • 5 C. Schölzel, Walther Rathenau. Eine Biographie, Paderborn etc. 2006, S. 263.
  • 6 Er sah sich am 19. November gezwungen, eigens eine Erklärung abzugeben, dass er keine dieser Initiativen unterstützte; B. Scheideler, Albert Einstein in der Weimarer Republik. Demokratisches und elitäres Denken im Widerspruch, „Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte“ 3 (2005), S. 400.
  • 7 L. Albertin, Deutsche Demokratische/Partei Staatspartei, [in:] Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 5: Liberalismus in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1980, S. XI-XIV.
  • 8 M. Orzechowski, Wyniki wyborów do parlamentu Rzeszy, Sejmu pruskiego na Śląsku w latach 1919–1933, „Studia i Materiały z Dziejów Śląska“ 7 (1966), S. 497.
  • 9 „Breslauer Zeitung“ vom 12. XII. 1918; Vgl. auch ihren Brief an Ingarden vom 30. XI. 1918; E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 30. XI. 1918 (Nr. 60), [in:] L. Gelber [Hrsg.], Edith Steins Werke, Bd. 14, Freiburg 1991, S. 111. 0 E. Stein, Aus dem Leben einer jüdischen Familie, Das Leben Edith Steins: Kindheit und Jugend, [in:] L. Gelber [Hrsg.], Edith Steins Werke, Bd. 7, Louvain 1965, S. 156.
  • 11 Ebenda, S. 106.
  • 12 Ebenda, S. 126.
  • 13 Zit. nach: H. Arendt, Korzenie totalitaryzmu, Bd. 1, Warszawa 1989, S. 45.
  • 14 T. van Rahden, Juden und andere Breslauer. Die Beziehungen zwischen Juden, Protestanten und Katholiken in einer deutschen Großstadt von 1860 bis 1925, Göttingen 2000, S. 287f.
  • 15 T. van Rahden, Juden und andere Breslauer…, a.a.O., S. 88.
  • 16 H. Arendt, Korzenie totalitaryzmu, a.a.O., S. 243.
  • 17 T. van Rahden, Juden und andere Breslauer…, a.a.O., S. 179 und 181.
  • 18 E. Stein, Aus dem Leben einer jüdischen Familie…, a.a.O., S. 130.
  • 19 Vergl: S. M. Batzdorff, Edith Stein – meine Tante. Das jüdische Erbe einer katholischen Heiligen, Würzburg 2000, S. 103.
  • 20 E. Stein, Aus dem Leben einer jüdischen Familie…, a.a.O., S. 125.
  • 21 Ebenda, S. 125.
  • 22 J. Ziekursch, Das Ergebnis der Friderizianischen Städteverwaltung und die Städteordnung Steins, Jena 1908; ders., 100 Jahre schlesischer Agrargeschichte. Vom Hubertusburger Frieden bis zum Abschluss der Bauernbefreiung, Breslau 1915.
  • 23 „Breslauer Zeitung“ vom 12. XII. 1918.
  • 24 E. Stein, Aus dem Leben einer jüdischen Familie…, a.a.O., S. 188.
  • 25 Vgl. F. Fischer, Krieg der Illusionen. Die Deutsche Politik vom 1911–1924, Düsseldorf 1978, insbesondere S. 650ff; ders., Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18, Düsseldorf 1977, passim.
  • 26 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 28. I. 1917 (Nr. 3), a.a.O., S. 32.
  • 27 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 9. II. 1917 (Nr. 7), a.a.O., S. 39f.
  • 28 E. Stein, Eine Untersuchung über den Staat, Halle 1924, als Sonderabdruck zum von Husserl in Freiburg herausgegebenen „Jahrbuch für die Philosophie“ 7 (1922), in dem diese zusammen mit einem zweiten Beitrag Individuum und Gemeinschaft unter dem gemeinsamen Titel Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften erschien.
  • 29 Edith Stein interpretiert diesen Begriff an anderer Stelle ihrer Arbeit.
  • 30 E. Stein, Eine Untersuchung über den Staat, a.a.O., S. 88f.
  • 31 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 30. XI. 1918 (Nr. 60), a.a.O., S. 111.
  • 32 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Einleitung, a.a.O., S. 22.
  • 33 Vgl. „Breslauer Zeitung“ vom 12. I. 1919.
  • 34 E. Stein, Aus dem Leben einer jüdischen Familie…, a.a.O., S. 126.
  • 35 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 20. II. 1917 (Nr. 9), a.a.O., S. 43.
  • 36 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 16. IX. 1919 (Nr. 65), a.a.O., S. 121.
  • 37 Zit. nach: E. Stein, Aus dem Leben einer jüdischen Familie…, a.a.O., S. 155.
  • 38 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 30. XI. 1918 (Nr. 60), a.a.O., S. 111.
  • 39 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief zum 24. XII. 1917 (Nr. 25), a.a.O., S. 64.
  • 40 Vgl. meine Anmerkung in dieser Angelegenheit: W. Długoborski, Edyta Stein – próba portretu politycznego (w związku z listem do Piusa XI), „Pro Memoria. Biuletyn Informacyjny Państwowego Muzeum Auschwitz-Birkenau Fundacji Pamięci Ofiar Obozu Zagłady Auschwitz-Birkenau w Oświęcimiu“ 19 (2003), S. 8f.
  • 41 M. Łagiewski, Wrocławscy Żydzi 1850–1944, Wrocław 1994, S. 10; T. van Rahden, Juden und andere Breslauer…, a.a.O., S. 115f, 233f und 238.
  • 42 Liberalismus in der Weimarer Republik, a.a.O., S. 820 und M. Orzechowski, Wyniki wyborów do parlamentu Rzeszy…, a.a.O., S. 497.
  • 43 C. Schölzel, Walter Rathenau, Eine Biographie, a.a.O., S. 265.
  • 44 Vgl. Liberalismus in der Weimarer Republik, a.a.O., S. 23.
  • 45 H.-B. Gerl, Unerbittliches Licht. Edith Stein – Philosophie, Mystik, Leben, Mainz 1999, S. 194.
  • 46 A. U. Müller, M. A. Neyer, Edith Stein. Das Leben einer ungewöhnlichen Frau. Biographie, Düsseldorf 1998, S. 127f.
  • 47 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 16. IX. 1919 (Nr. 65), a.a.O., S. 121.
  • 48 Für diese Auswertung danken wir Dr. Krzysztof Popiński von der Akademia Ekonomiczna [Wirtschaftsakademie].
  • 49 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 27. XII. 1918 (Nr. 63), a.a.O., S. 117f.
  • 50 E. Stein, Autoportret z listów, a.a.O., S. 49–50.
  • 51 K. Popiński, Studentenorganisationen der Breslauer Universität während Edith Stein’s Sudienzeit, [in:] R. Zajączkowska [Hrsg.], Edith Stein Schutzpatronin Europas. Tagungsmaterial vom Internationalen Symposium „VII. Edith-Stein-Tage“ Wrocław/Breslau 12.–16.09.2001, Wrocław 2002, S. 260f.
  • 52 E. Stein Aus dem Leben einer jüdischen Familie…, a.a.O., S. 126.
  • 53 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 10. XII. 1918 (Nr. 62), a.a.O., S. 116.
  • 54 „Breslauer Zeitung“ vom 12. II. 1919.
  • 55 Vgl. den Artikel: Die Jugendbewegung der deutschen Demokratischen Partei. Abteilung Breslau, im lokalen Parteiorgan in Breslau „Der Volksstaat“ 2 (1919), S. 5.
  • 56 So wie in der Erklärung vom 5. Januar 1919 in Breslau: „Die Deutsche Demokratische Partei fußt auf dem Grundsatz, dass die Religion auch die Grundlage des neuen Staates bilden müsse, denn die Ziele der neuen Zeit seien nur zu verwirklichen durch werktätige Nächstenliebe“ – „Breslauer Zeitung“ vom 8. I. 1919.
  • 57 E. Stein, Eine Untersuchung über den Staat, a.a.O., S. 117f.
  • 58 „Angestrebt werde lediglich die Loslösung der Kirche von der Herrschaft des Staates, niemals aber eine Behinderung in der Religionsausübung“; zit. nach „Breslauer Zeitung“ vom 8. I. 1919.
  • 59 Die Demokratie und die Frauen; A. U. Müller, M. A. Neyer, Edith Stein…, a.a.O., Einschub vor S. 81.
  • 60 „Breslauer Zeitung“ vom 12. I. 1919.
  • 61 „Der Volksstaat“ 20 (1919), S. 1.
  • 62 „Breslauer Zeitung“ vom 8. und 12. I. 1919.
  • 63 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 27. XII. 1918 (Nr. 63), a.a.O.,  S. 118.
  • 64 Vgl. E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 9. II. 1917 (Nr. 7), a.a.O.
  • 65 In den aufeinander folgenden Ausgaben der „Breslauer Zeitung“, beginnend mit der Nummer 13 vom 8. Januar bis zur Nummer 22 vom 13. Januar, lassen sich ein gutes Dutzend Berichte über die Wahlversammlungen der DDP in Breslau finden.
  • 66 Eine Fraueneingabe gegen das Frauenwahlrecht, „Der Volksstaat“ 2 (1919), S. 3.
  • 67 Zur Politisierung der Frauen, von Dr. Edith Stein (Breslau), „Der Volksstaat“ 4 (1919), S. 5f.
  • 68 Diese sind gesammelt in Bd. 13 der Edith Stein-Gesamtausgabe, S. Binggeli und M. A.  Neyer [Hrsg.], Die Frau, Fragestellungen und Reflexionen, Freiburg i. Br. 2000; den Herausgebern jenes Bandes war der hier vorgestellte Text nicht bekannt.
  • 69 Zur Politisierung der Frauen, a.a.O., S. 6.
  • 70 „In Zukunft … muß dafür gesorgt werden, dass die Politik von vornherein zum Studium gemacht und als Beruf ergriffen wird“ („Breslauer Zeitung“ vom 12. I. 1919).
  • 71 Die Drucklegung erfolgte erst im Oktober jenes Jahres; vgl. M. Weber, Politik als Beruf, zit. nach: http://www.textlog.de/2282.html [Stand: 09.03.2009].
  • 72 Ebenda.
  • 73 Ebenda.
  • 74 Zit. nach: E. Stein, Das Ethos der Frauenberufe, [in:] L. Gelber [Hrsg.], Edith Steins Werke, Bd. V: Die Frau, Ihre Aufgabe nach Natur und Gnade, Louvain 1959, S. 6, vgl. auch Fußnote 61.
  • 75 Ebenda, S. 7.
  • 76 K. Westerhorstmann, Selbstverwirklichung und Pro-Existenz. Frausein in Arbeit und Beruf bei Edith Stein, Paderborn etc. 2004; das Zitat stammt von S. 217.
  • 77 W. Długoborski, Edyta Stein – próba portretu politycznego, a.a.O., S. 16f.
  • 78 „Breslauer Zeitung“ vom 27. V. 1919.
  • 79 Von Nr. 20 vom 26.VII. 1919 bis Nr. 26.
  • 80 „Der Volksstaat“ 21 (1919), S. 4.
  • 81 Die Frau im neuen Deutschland (Beilage zu „Der Volksstaat“) Nr. 2 (vom 16. XI. 1919).
  • 82 Ediths Schicksal führen E. Boedeker und M. Meyer-Plath als eines der Beispiele für einen verlorenen Kampf um das Recht der Frauen auf Habilitation an, 50 Jahre Habilitation von Frauen in Deutschland. Eine Dokumentation über den Zeitraum von 1920–1970, Göttingen 1974, S. XI und 5f.
  • 83 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 11. XI. 1919 (Nr. 66), a.a.O., S. 122.
  • 84 Zit. nach: E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 16. IX. 1919 (Nr. 65), a.a.O., S. 121.
  • 85 Vgl. Fußnote 35.
  • 86 S. Teresa Renata, Edyta Stein. Siostra Teresa Benedykta od Krzyża, filozof i karmelitanka, Paris 1987, S. 54.
  • 87 E. Stein, Briefe an Roman Ingarden, Brief vom 27. XII. 1918 (Nr. 63), a.a.O., S. 117 (Fußnote 1).
  • 88 Nr. 2 vom 16. XI. 1919, redigiert von Róża Urbach; die erste Nummer konnte ich nicht finden.
  • 89 T. van Rahden, Juden und andere Breslauer…, a.a.O., S. 320f.
  • 90 Der Antisemitismus der Alldeutschen, „Der Volksstaat“ 28 (1919) (vom 18. IX.), S. 2.
  • 91 Antisemitische Zuverlässigkeit, „Der Volksstaat“ 37 (1919) (vom 23. XI.), S. 3f.
  • 92 T. van Rahden, Juden und andere Breslauer…, a.a.O., S. 321f.
  • 93 Zit. nach: http://www.zenit.org/article-3782?l=german [Stand: 10.03.2009].

Übersetzt von Elżbieta Wawrzyniak-Buschermöhle

Veröffentlicht in: Gott und Auschwitz. Über Edith Stein, den Besuch von Papst Benedikt XVI. und Gott in den Düsternissen der Geschichte. Krakow-Oświęcim-Freising 2010, S. 19-38.