Lublin, den 22.2.2005

Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim

Mit Bezug auf das Schreiben, das wir bekommen haben und auf den Vorschlag einer weiteren Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen aus Polen und Deutschland, schicken wir unsere Bemerkungen und Anregungen zu und schließen Berichte von Häftlingen deutscher Konzentrationslager aus dieser Zeit an.

Liebe Jugendliche!

Wir hoffen, dass ihr die Generation seid, die in Frieden und mit dem Willen des Verstehens dessen, was in der Kriegszeit 1939 – 1945 passiert ist, zu leben wünscht.

Ihr habt uns gefragt, wie ihr am besten Eure Kenntnisse und Rückschlüsse davon, was ihr erfahren habt und was ihr berührt habt, den weiteren Generationen übermitteln könntet? Wir sind davon fest überzeugt, dass ihr das selber, ohne unsere Hilfe am besten macht.

Uns, die ehemaligen Häftlingen der Konzentrationslager und der Gefängnissen freut es, dass die deutschen und polnischen Jugendlichen sich begegnen, dass sie miteinander diskutieren und sich bemühen, die Wahrheit und die Ursachen, warum es dazu gekommen ist, kennenzulernen.

Viele von uns ehemaligen Häftlingen treffen sich ständig mit polnischen und deutschen Jugendlichen. Das Interesse daran ist auf beiden Seiten immer groß. Die Frage, wie ist unsere gegenwärtige Einstellung den Deutschen gegenüber, hat keine große Bedeutung. Es ist inzwischen schon die dritte Generation aufgewachsen. Für diese Generation ist es bestimmt nicht einfach zu verstehen, dass ihr Land, das so eine reichhaltige Geschichte und hochentwickelte Kultur hat, die Vernichtung der anderen Nationen anstrebte. Wie sich das alles ergeben hat, wir wissen es, sowohl die, die litten, als auch die, die unterdrückten.

Heutzutage gibt es die Möglichkeit, sich miteinander besser kennenzulernen. Die Jugendlichen werden es bestimmt gut nutzen. Jedes Jahr kommen ins Museum in Majdanek junge Leute aus Deutschland, die da ihren Freiwilligendienst leisten (Aktion Sühnezeichen Friedendienste) und mit denen wir uns treffen und zusammenarbeiten.

Wir sind organisiert in der Maximilian Kolbe Gesellschaft. Gemeinsam besuchen wir die ehemaligen Häftlinge. Wir führen mit ihnen Gespräche davon, was sie erlebt haben und wie es ihnen heutzutage geht, wie sie das Leben schaffen. In der Weihnachtszeit hat uns eine Freiwillige, Friederika Römer, dabei begleitet. Sie hat uns erzählt, dass man bei ihr zu Hause von dem Krieg und Holocaust oft gesprochen hat. Es hat ihr aber nicht gereicht, dass ihr die Geschichte bekannt war, sie wollte sie auch verstehen.

Nicht nur Auschwitz – Birkenau ist die Geschichte der KZs, da es in Polen, in Deutschland und in anderen Ländern mehrere Konzentrationslager gab. Die Verhältnisse da waren ähnlich.

An dieser Stelle wollen wir die Worte des Papstes Johannes Paul II zitieren, die er während der Reise 1987 bei der Begegnung mit den ehemaligen Häftlingen im Lager in Majdanek gesagt hat: „Hört ihr nicht auf, denen Zeugen zu sein, die hier gestorben sind. Hört ihr nicht auf, eine Warnung für all die Generationen zu sein, die euch folgen werden, denn ihr seid durch das Stigmata der schrecklichen Erfahrung bezeichnet. Es ist nicht nur die Erfahrung unserer Nation, aber auch vieler anderen Völker, deren Namen hier aufgeschrieben sind. Es sollen sich alle daran erinnern, sei es das Memento für alle Generationen, dass der Mensch kein Henker für den anderen Menschen werden darf, dass die Menschen Brüder bleiben müssen“.

Heutzutage gibt es Verhältnisse dafür, dass unsere Nationen, die polnische und die deutsche, in Freundschaft leben könnten. Die Zusammenarbeit der jungen Generation muss sich auf Wahrheit und Verzeihung stützen. Man muss auch verstehen, was in der Vergangenheit passiert ist.

Seien unsere Bemerkungen für die engere Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen im weiteren Engagement behilflich.

Mit freundlichen Grüssen,
der Vorstand

Polski Związek b. Więźniów Politycznych hitlerowskich Więzień i Obozów Koncentracyjnych
Zarząd okręgu
20-325 Lublin
Ul. Droga Męczenników Majdanka 67
Büro geöffnet Mittwochs von 10.00 bis 13.00
Tel.: +48 (81) 744 56 37
Informationen über das Konzentrationslager Majdanek

Übersetzt von Anka Bibrzycka