In diesem Album finden sich neben Fotos von den Besuchen der beiden Päpste in Auschwitz die Texte der Predigt von Papst Johannes Paul II in Birkenau im Jahr 1979 und der Ansprache von Papst Benedikt XVI am selben Ort im Jahr 2006.
Herausgegeben von Jan Machniak
Grafische Gestaltung Jadwiga Mączka
Biblioteka CDiM 11
Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim, Verlag UNUM, Kraków 2011
ISBN 978-83-7643-071-3
Kontakt: education@cdim.pl
Auch in englischer und polnischer Sprache erhältlich
Vorwort des Krakauer Metropoliten Kardinal Stanisław Dziwisz
Das Drama des Menschen, das sich in Auschwitz abspielte, ging dem Herzen des Dieners Gottes Johannes Paul II. immer sehr nahe. Als Priester und Erzbischof von Krakau stand er voller Demut vor dem Geheimnis der Vernichtung von Millionen von Menschen. Und als der Petrus unserer Zeit fragte er mutig nach dem Sinn des Opfers und des Todes unschuldiger Menschen. Als er im Juni 1979 als Papst nach Auschwitz kam, äußerte er die bedeutsamen Worte: „Ich komme heute als Pilger hierher. Man weiß, dass ich oft hier war – wie oft! Oft bin ich in die Todeszelle von Maximilian Kolbe hinabgestiegen, habe ich vor der Todesmauer gekniet und bin zwischen den Trümmern der Krematorien von Birkenau umhergegangen. Ich konnte als Papst den Besuch hier nicht auslassen. Ich komme also zu diesem besonderen Heiligtum, in dem sozusagen der Patron unseres so schweren Jahrhunderts geboren wurde, ähnlich wie vor 900 Jahren der hl. Stanislaus, der Patron der Polen, unter dem Schwert in Rupella. Aber ich bin nicht nur gekommen, um den Patron unseres Jahrhunderts zu ehren. Ich bin hier, um mich gemeinsam mit euch, unabhängig davon, was euer Glaube ist, noch einmal der Frage nach dem Menschen zu stellen. Ich komme, um gemeinsam mit euch allen zu beten, die ihr heute hierhergekommen seid – gemeinsam mit ganz Polen und mit ganz Europa. Christus will, dass ich als Nachfolger des Petrus vor der Welt Zeugnis gebe für das, was die Größe des Menschen unserer Zeit und sein Elend zugleich ausmacht.” (Johannes Paul II., Predigt während der Heiligen Messe auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers, 7. Juni 1979). Er kam nach Auschwitz, um zu beten und Zeugnis abzulegen von dem Drama des Menschen, da sich dort abgespielt hat.
Die Erfahrung von Auschwitz – der Vernichtung von Millionen von Juden und Vertretern anderer Nationen Europas – stellte für den Heiligen Vater Johannes Paul II. immer eine große Herausforderung dar. Er fragte nicht nur. „Warum?”, sondern er dachte vor allem darüber nach, was getan werden muss, damit sich diese Tragödie des Menschen niemals wiederholt. Er lehrte uns das Gebet für alle diejenigen, die in der Zeit des 2. Weltkrieges umgekommen sind. Er lehrte uns das Gebet zu Gott um Vergebung und Versöhnung. Er erinnerte an die Opfer der Shoah. In seinem Herzen trug er seine Freunde aus der Schulzeit und von der Jagiellonen-Universität, Priester und Lehrer, Studenten und einfache Leute, Christen und Juden – an sie alle dachte er. Dem barmherzigen Gott vertraute er die Millionen zählenden Opfer der totalitären Systeme im Westen und im Osten an. Er war sich bewusst, dass in der Seele des Menschen eine tiefe Wunde entstanden war, die nur der barmherzige Gott allein heilen kann.
Johannes Paul II. war überzeugt, dass das Opfer unschuldiger Menschen auf geheimnisvolle, nur dem gläubigen Menschen verständliche Weise heilsame Frucht bringen kann. Deshalb ermunterte er uns, unsere Herzen Christus zu öffnen, dem Erlöser der Menschen. Im leidenden, am Kreuz sterbenden und auferstandenen Christus erblickte er die Hoffnung für die über das Grauen des Holocaust entsetzten Menschheit. Im Blick auf den Heiland und auf diejenigen, die im Lager ein Zeugnis Seiner Liebe angelegt hatten wie der hl. Maximilian Kolbe, hatte er den Mut, von Vergebung und von der Möglichkeit erneuter Liebe zu sprechen.
Auf den Spuren Johannes Pauls II. kam auch der Heilige Vater Benedikt XVI. nach Auschwitz. Über die Tafeln gebeugt, die an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnern, rief er uns alle zum innigen Gebet auf: „Und unser Schrei an Gott muss zugleich ein Schrei in unser eigenes Herz hinein sein, dass in uns die verborgene Gegenwart Gottes aufwache – dass seine Macht, die Er in unseren Herzen hinterlegt hat, nicht in uns vom Schlamm der Eigensucht, der Menschenfurcht und der Gleichgültigkeit, des Opportunismus verdeckt und niedergehalten werde. Wir stoßen diesen Ruf an Gott, diesen Ruf in unser eigenes Herz hinein, gerade auch in dieser unserer gegenwärtigen Stunde aus, in der neue Verhängnisse drohen, in der neu alle dunklen Mächte aus dem Herzen des Menschen aufzusteigen scheinen – auf der einen Seite der Missbrauch Gottes zur Rechtfertigung blinder Gewalt gegen Unschuldige, auf der anderen Seite der Zynismus, der Gott nicht kennt und den Glauben an ihn verhöhnt. Wir rufen zu Gott, dass Er die Menschen zur Einsicht bringe, damit sie erkennen, dass Gewalt keinen Frieden stiftet, sondern nur wieder Gewalt hervorruft – eine Spirale der Zerstörungen, in der alle am Ende nur Verlierer sein können.” (Benedikt XVI., Ansprache im ehemaligen Konzentrationslager, 28. Mai 2006).
Der Heilige Vater Benedikt XVI. besuchte das Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim, das auf Initiative und mit großer Unterstützung des Dieners Gottes Johannes Pauls II. errichtet worden war. Er ermutigte uns, die Ideen seines großen Vorgängers weiterzuführen, damit Auschwitz-Oświęcim ein Ort des Gebets und des Dialogs sein kann, wo junge Menschen aus ganz Europa einander begegnen und mutig der Zukunft entgegenblicken können.
Als Hirt der Krakauer Kirche freue ich mich, dass die Stiftung Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim zahlreiche Initiativen unternimmt, damit sich die Jugend Europas hier zu Einkehrtagen und Seminaren treffen, in Gruppen über dieses Geschehen sprechen, tiefen Respekt vor den Opfern lernen und den Herausforderungen der Zukunft mutig begegnen kann.
(übersetzt von Herbert Ulrich)
Inhalt
- Stanislaw Kardinal Dziwisz – Wort des Krakauer Metropoliten
- Papst Johannes Paul II. – Predigt bei der Heiligen Messe auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers
- Papst Benedikt XVI. – Ansprache im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
- Jan Machniak – Johannes Paul II. und Benedikt XVI. im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
- Manfred Deselaers, Jan Nowak – Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim