Gebete
Vater Unser …
(Jemand hat gesagt, dieses Gebet hätte im Konzentrationslager entstehen können)
Gebet für die Toten
Herr schenke ihnen die ewige Ruhe – und das ewige Licht leuchte ihnen! (evt. 3x)
Lass sie leben in Deinem Frieden!
Psalm 22 (1-9.23-25)
Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du mich verlassen,
bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?
Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch Du gibst keine Antwort;
ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.
Aber Du bist heilig, Du thronst über dem Lobpreis Israels.
Dir haben unsere Väter vertraut,
sie haben vertraut, und du hast sie gerettet.
Zu Dir riefen sie und wurden befreit,
Dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
der Leute Spott, vom Volk verachtet.
Alle, die mich sehen, verlachen mich,
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
„Er wälze die Last auf den Herrn, der soll ihn befreien!
Der reiße ihn heraus, wenn er ihn liebt.“
[kurze Stille]
Ich will Deinen Namen meinen Brüdern verkünden,
inmitten der Gemeinde Dich preisen.
„Die Ihr den Herrn fürchtet, preist ihn,
denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen.
Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört.“
Psalm 44 (9-15.18-19.23-27)
Wir rühmen uns Gottes den ganzen Tag
und preisen deinen Namen auf ewig.
Doch nun hast du uns verstoßen und mit Schmach bedeckt,
du ziehst nicht mit unserm Heer in den Kampf.
Du lässt uns vor unsern Bedrängern fliehen
und Menschen, die uns hassen, plündern uns aus.
Du gibst uns preis wie Schlachtvieh,
unter die Völker zerstreust du uns.
Du verkaufst dein Volk um ein Spottgeld
und hast an dem Erlös keinen Gewinn.
Du machst uns zum Schimpf für die Nachbarn,
zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.
Du machst uns zum Spottlied der Völker,
die Heiden zeigen uns nichts als Verachtung.
[…]
Das alles ist über uns gekommen
und doch haben wir dich nicht vergessen,
uns von deinem Bund nicht treulos abgewandt.
Unser Herz ist nicht von dir gewichen,
noch hat unser Schritt deinen Pfad verlassen.
[…]
Nein, um deinetwillen werden wir getötet Tag für Tag,
behandelt wie Schafe,
die man zum Schlachten bestimmt hat.
Wach auf! Warum schläfst du, Herr?
Erwache, verstoß nicht für immer!
Warum verbirgst du dein Gesicht,
vergisst unsere Not und Bedrängnis?
Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt,
unser Leib liegt am Boden.
Steh auf und hilf uns!
In deiner Huld erlöse uns!
Bußgebet von Papst Johannes Paul II an der Klagemauer in Jerusalem
Gott unserer Väter,
du hast Abraham und seine Nachkommen auserwählt,
deinen Namen zu den Völkern zu tragen.
Wir sind zutiefst betrübt
über das Verhalten aller,
die im Laufe der Geschichte
deine Söhne und Töchter leiden ließen.
Wir bitten um Verzeihung
und wollen uns dafür einsetzen,
dass echte Geschwisterlichkeit herrsche
mit dem Volk des Bundes.
Gebet von Papst Johannes Paul II. für die Juden
Vater Abrahams,
Vater der Propheten,
Vater Jesu Christi
von dir ist alles umfangen,
zu dir strebt alles hin,
du bist das Ziel von allem.
Erhöre unsere Gebete, die wir vor dich bringen für das jüdische Volk,
das dir um seiner Vorfahren willen weiterhin teuer ist.
Erwecke stets in ihm eine immer lebendigere Sehnsucht
nach deiner Liebe und Wahrheit.
Steh ihm bei in seinen Bemühungen um Frieden und Gerechtigkeit,
damit dieses Volk die Allmacht deines Segens bezeugen kann.
Steh ihm bei, damit es Achtung und Liebe von denen erfährt,
die noch nicht das Ausmaß seiner Leiden verstehen,
und von denen, die solidarisch, im Bewusstsein gegenseitiger Sorge,
den Schmerz und die Wunden des jüdischen Volkes mitfühlen.
Gedenke der nächsten Generation, der Jugendlichen und der Kinder,
auf dass sie stets treu an dich glauben
und an das, was das besondere Geheimnis ihrer Berufung ausmacht.
Stärke alle Generationen, damit dank ihres Zeugnisses die Menschheit begreife,
dass dein Heilsplan sich auf die ganze Menschheit erstreckt
und dass du, Vater, Anfang und Ziel aller Völker bist.
Amen
Gebet eines deutschen Bischofs
Man hat meinem Gott das Haus angezündet
– und die Meinen haben es getan.
Man hat es denen weggenommen,
die mir den Namen meines Gottes schenkten
– und die Meinen haben es getan.
Man hat ihnen ihr eigenes Haus weggenommen
– und die Meinen haben es getan.
Man hat ihnen ihr Hab und Gut, ihre Ehre,
ihren Namen weggenommen
– und die Meinen haben es getan.
Man hat ihnen das Leben weggenommen
– und die Meinen haben es getan.
Die den Namen desselben Gottes anrufen,
haben dazu geschwiegen
– ja, die Meinen haben es getan.
Man sagt: Vergessen wir’s und Schluss damit.
Das Vergessen kommt unversehens, unerkannt zurück.
Wie soll Schluss sein mit dem was man vergisst?
Soll ich sagen: Die Meinen waren es, nicht ich?
– Nein , die Meinen haben so getan.
Was soll ich sagen?
Gott sei mir gnädig!
Was soll ich sagen?
Bewahre in mir Deinen Namen,
bewahre in mir ihren Namen,
bewahre in mir ihr Gedenken,
bewahre in mir meine Scham:
Gott sei mir gnädig!
Der Aachener Bischof Klaus Hemmerle (1929-1994) zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1988
Gebet eines Häftlings mit unbekanntem Namen
Frieden sei allen Menschen schlechten Willens!
Möge die Rache aufhören… die Verbrechen haben alle Masse überschritten. Es gibt zu viele Märtyrer…
Herr, wiege ihre Leiden nicht mit den Gewichten Deiner Gerechtigkeit, belaste die Henker nicht mit diesen Leiden und zwinge sie nicht diese furchtbare Rechnung zu zahlen. Sie sollte auf eine andere Weise bezahlt werden.
Schreib auf das Konto der Verbrecher, Zuträger, Verräter und aller Menschen schlechten Willens den Mut der anderen, ihre geistige Kraft, Demut, Würde, ihren beharrlichen inneren Kampf und ungebrochene Hoffnung, das Tränen trocknende Lächeln, die Liebe, ihre zerbrochenen Herzen, die stark und vertrauensvoll durchhalten, sogar dem Tod gegenüber, sogar in Momenten größter Schwäche…
Möge das alles vor Dich gebracht werden, Herr, für die Vergebung der Sünder, als Lösegeld für den Sieg der Gerechtigkeit; möge das Gute zählen, nicht das Böse!
Mögen wir in der Erinnerung unserer Feinde bleiben, aber nicht als Opfer, nicht als Albträume, Gespenster, die ihnen nachfolgen, sondern als diejenigen, die ihnen helfen, ihre verbrecherischen Leidenschaften zu besiegen.
Mehr wollen wir nicht von ihnen. Und wenn das alles zu Ende geht, lass uns leben, als Menschen unter Menschen, und möge der Frieden auf unsere arme Erde zurückkehren – Frieden für Menschen guten Willens und für alle anderen…
Ein in Archiven eines der deutschen Lager gefundener Text, geschrieben von einem Häftling, publiziert in „La Croix“ 10.10.1989, s.11.
Mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens
Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst,
dass ich verzeihe, wo man beleidigt,
dass ich verbinde, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist,
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht,
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis herrscht,
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde,
sondern dass ich tröste,
nicht, dass ich verstanden werde,
sondern, dass ich verstehe,
nicht, dass ich geliebt werde,
sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt,
wer sich selbst vergisst, der findet,
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.