Cordula Haderlein
Die Bildungsphilosophie Edith Steins –
wegweisend für die Herausforderungen der Pädagogik im 21. Jahrhundert1
Edith Stein, die sowohl selbst als Lehrerin wirkte,2 als auch in der Lehrerinnenbildung aktiv war,3 gibt in vielen ihrer Werke Impulse, die auch für die Pädagogik des 21. Jahrhunderts ein philosphisches Fundament bilden könnten. Basis ihrer Überlegungen bildete im Wesentlichen die Phänomenologie, aus der sie ihre Erkenntnisse über den Menschen gewonnen hat. Ihren eigenen Anspruch, darauf aufbauend zu einer Grundlegung der Pädagogik zu kommen,4 konnte sie nicht mehr realisieren. Die Hinweise, die aus ihren erkenntnistheoretischen und anthropologischen Schriften und pädagogischen Stellungnahmen gewonnen werden können, sind größtenteils theoretischer Natur.5 Darum soll hier der Versuch unternommen werden, aus Edith Steins Werk konkrete Handlungsansätze für die Pädagoik der Gegenwart zu gewinnen.
Edith Stein selbst war sich der Komplexität des Themas bewusst, als sie 1933 in einem Brief an ihre Freundin Hedwig Conrad-Martius folgende Frage stellte:
„Haben Sie einmal darüber nachgedacht, was Pädagogik ist?“6 Eine Frage, für die man – so Edith Stein weiter – keine schnelle und einfache Antwort findet: „Man kann keine Klarheit darüber bekommen, wenn man nicht Klarheit in allen Prinzipienfragen hat.“7 Und: Klarheit ist sowohl für die wissenschaftliche Grundlegung der Pädagogik8 als auch für das alltägliche pädagogische Handeln9 erforderlich.
So selbstverständlich sich diese Aussage auch anhört, Klarheit in Prinzipienfragen ist nicht gerade das, womit sich die Bildungsdiskussion in Europa gegenwärtig beschäftigt. Vielmehr stehen Leistungsmessung und Effektivität im Fokus des öffentlichen Interesses. Das mag durchaus zweckmäßig erscheinen – übersieht aber, dass der Mensch eben mehr ist, als das, was sich messen lässt. So geraten wichtige Aspekte von Bildung aus dem Blickfeld – was letztlich dazu führt, dass die eigentlich angestrebten Ziele doch nicht erreicht werden. Edith Steins philosophische Gedanken, die zu einer pädagogischen Anthropologie führen, sind so grundlegend, dass sie die Zeit überdauerten, da das, was den Menschen ausmacht, sich nicht, wie teilweise suggeriert wird, in politischen Wahlzyklen verändert.
1. Individualität, Freiheit und Verantwortung – der Logos, der den Zielen und den Gestaltungsmöglichkeiten zugrunde liegt
Eine pädagogische Anthropologie ist nicht nur eine Beschreibung dessen, was ist, sie gibt auch an, was sein soll. Für Stein ist der Glaube die wesentlichste Quelle für das, „was wir über den Menschen, sein Ziel und den Weg zu seinem Ziel wissen können“10. Zwar trifft Edith Stein ihre Aussagen über den Menschen überwiegend auf phänomenologischer Grundlage, diese stimmen mit ihren theologische Überlegungen überein; nur in den Fragen der Geschlechteranthropologie bringt Stein ausschließlich theologische Überlegungen. Diese lassen sich meines Erachtens aber auch durch neuere Forschungsergebnisse, die auf natürlicher Erkenntnis beruhen, belegen.11
Welche Erkenntnisse sind nun aus den anthropologischen Überlegungen Steins zu ziehen? In „Aufbau der menschlichen Person“ schreibt sie:
„Hinter allem Tun des Menschen steht ein Logos, der es leitet. […] Es bezeichnet einmal eine objektive Ordnung des Seienden, in die auch das menschliche Tun eingefügt ist. Es bedeutet sodann eine im Menschen lebendige Auffassung dieser Ordnung, die es ihm möglich macht, in der Praxis dieser Ordnung gemäß (ist gleich ‚sinngemäß’) zu verfahren.“12
Der Logos, der sich in der objektiven Ordnung des Seienden zeigt, ist für Steins Bildungsidee ihre Fundierung in einer philosophisch-theologischen Anthropologie. Der Logos, der sich in der lebendigen Auffassung dieser Ordnung zeigt, ist durch die Begriffe Individualität, Freiheit und Verantwortung gekennzeichnet.
Ganz in scholastischer Denkweise gehört es für Stein „zum Bildungsprozeß, daß eine Materie eine Form annimmt, die sie zum Abbild eines Urbildes macht.“13 Bildung ist damit als Realisation einer von vorneherein vorhandenen Form definiert und nimmt die Person als grundsätzlichen Ausgangspunkt in den Fokus. Der „Logos“ – Individualität, Freiheit, Verantwortung – ist darum sowohl bei den Bildungszielen wie bei den Gestaltungsmöglichkeiten leitend.
2. Das Ich – Grundlage für individuelle, aktive und bewusste Selbstgestaltung und Gestaltung der Umwelt in Freiheit und Verantwortung
Nach Stein besitzt der Mensch wie jedes Lebewesen einen Kern, der den leiblichen Entwicklungsgang steuert. Dieser Kern liegt der Entwicklung zugrunde, er entwickelt sich aber selbst nicht.14 Im Unterschied zu den Pflanzen und den Tieren haben beim Menschen Leib und Seele personale Gestalt.15
„Das heißt, daß ein Ich darin wohnt, das seiner selbst bewußt ist und in eine Welt hineinschaut, das apriorisch freiist und kraft seiner Freiheit Leib und Seele gestalten kann; das aus seiner Seele heraus lebt und durch die Wesensstruktur der Seele, vor und neben der willentlichen Selbstgestaltung, aktuelles Leben und dauerndes leiblich-seelisches Sein geistig formt.“16
Aber „die ‚Lebendigkeit’, die es in einer erwählten Richtung entfaltet, ist ihm gegeben und jede Tat ist Antwort auf eine Anregung und Ergreifen eines Dargebotenen.“17 Dabei ist das Ich an die körperlichen Möglichkeiten und an die Wesensstruktur der Seele gebunden.
Das Ich kann so handeln, muss es aber nicht. Maßstab für das Handeln ist die Vernunftgesetzmäßigkeit, die das, was individuell als Gut erkannt worden ist, verwirklichen will; da aber die geistige Person frei tätig sein kann, ist sie in der Lage, die Vernunftmäßigkeit nicht nur selbst zu erkennen, sondern auch zu entscheiden, ob und in wie weit sie sich danach richtet.18
Hiermit sind die drei Komponenten des Handelns umschrieben: Das Können – im Wesen des individuellen Menschen begründet; das Wollen – im individuellen Ich begründet; das Sollen – im individuellen Wertfühlen begründet.
Können ist bei Stein nicht von Freiheit zu trennen. Sie versteht Freiheit sogar als Bewusstsein des Könnens: „Was besagt Freiheit? Es besagt dasselbe wie das: Ich kann.“19 Freiheitsbewusstsein und Könnensbewusstsein bedingen einander – ohne das Wissen um die Freiheit zu handeln, kann die Freiheit ebenso wenig realisiert werden wie ohne das Wissen um das Können.
Um das Könnensbewusstsein zu entwickeln, muss die Person einen „Anruf“ vernehmen:
Was der Mensch als freie Person ‚kann’, das erfährt er erst, wenn er es tut, oder in gewisser Weise vorgreifend schon, wenn es als ‚Forderung’ an ihn herantritt.“20
Das Können benötigt, um sich in einer Handlung Realität zu gewinnen, den Willen. Nach Stein trägt der Mensch für seinen Willen die volle Verantwortung, das er der einzige Bereich der ursprünglichen Anlage ist, für den es kein „ultra posse nemo obligatur“ gibt.21
Weil der Mensch zwar frei ist, es aber andererseits einen objektiven Maßstab für das Handeln gibt, „ein vernünftiges oder unvernünftiges Wollen,“22 ist eine Orientierung vorgegeben, ein Sollen, nach dem sich der Mensch richten kann.23 Mit dem Sollen verbindet sich die Verantwortung des Menschen für seine Entscheidungen, die Verantwortung eben dafür, seine Freiheit verantwortungsvoll zu gebrauchen – im Rahmen seiner Möglichkeiten – „ultra posse nemo obligatur“24.
Die Freiheit des Ichs ermöglicht in Verbindung mit dem Bewusstsein der Person nach Stein somit grundsätzlich die aktive und bewusste Selbstgestaltung und auch die Gestaltung ihrer Umwelt.25 Um eine Gestaltungsmöglichkeit als solche überhaupt erfassen zu können, ist es erforderlich, dass ein Bewusstsein des Könnens vorhanden ist. Ein Bewusstsein des Könnens kann nur dadurch entstehen, dass eine Person die Möglichkeit hat, eine Handlung auszuführen. Ebenso kann die Freiheit der Person, die nach Stein als Wesensapriori unveränderbar und unabhängig von äußeren Bedingungen in der Person vorhanden ist,26 als solche aber nur realisiert werden, wenn auch ein Bewusstsein von ihr vorliegt.
Die Freiheit des Menschen, dem Aufforderungscharakter des von ihm Wahrgenommenen zu folgen, geht sogar so weit, dass er sich entscheiden kann, seine Freiheit als freie Person zu nutzen oder nicht.27 Auch wenn Edith Stein in jedem Menschen die Realisation einer göttlichen Idee sieht28, schließt die Freiheit des Menschen nach Edith Stein sogar die Freiheit gegenüber Gott ein. Der Mensch ist keine Marionette in einem göttlichen Welttheater, er agiert frei und ist verantwortlich dafür.
Freiheit und Verantwortung, die beiden zentralen Begriffe in Steins Bildungsidee, stehen in einem elementaren Zusammenhang: Weil die Person frei ist, kann – und muss! – sie auch Verantwortung tragen; weil sie Verantwortung tragen kann, ist sie auch frei.
Voraussetzung für den Gebrauch von Vernunft und Freiheit ist die Reflexionsfähigkeit, die es dem Menschen ermöglicht, seine Möglichkeiten und sein Verhalten zu reflektieren. Bereits die Entwicklung dieser Reflexionsfähigkeit liegt in der Freiheit der Person, es
„ist Sache der Freiheit: ‚sich selbst zu suchen’, in die eigene Tiefe zu steigen, sich von da aus als Ganzes zu fassen und in die Hand zu nehmen. Darum ist es die Schuld der Person, wenn die Seele nicht zum vollen Sein und zur Vollgestalt gelangt.“29
Der Mensch hat sowohl ein Bewusstsein für die in ihm angelegten Möglichkeiten als auch für die tatsächlich realisierten; damit ist er auch in der Lage, eine unter Umständen vorhandene Diskrepanz festzustellen.30 Dies weit erneut auf die Verantwortung des Menschen, die in ihm angelegten Möglichkeiten zu realisieren, hin.
Aufgrund der Reflexionsfähigkeit und seiner Freiheit ist der Mensch in der Lage, seine Fähigkeiten und sein Wesen zu entwickeln, „an der Gestaltung seiner Seele selbst mitzuarbeiten“.31 Aber gerade für den Bildungsbereich müssen Freiheit und Verantwortung auch die Entwicklungsfähigkeit der Person berücksichtigen. Freiheit und Verantwortung sind abhängig von dem Grad der Freiheit der Person:
Der Mensch hat den „Gebrauch seiner Vernunft und seiner Freiheit nicht von Beginn seines Daseins an“.32 Dem „stufenweisen Erwachen der geistigen Aktivität“33 gemäß, muss das pädagogische Geschehen davon bestimmt sein, dass
„die führende Tätigkeit des Erziehers mehr und mehr der Eigentätigkeit des Zöglings Raum gibt, um ihn schließlich ganz zu Selbsttätigkeit und Selbsterziehung übergehen zu lassen.“34
Aus den Überlegungen zum Ich ergeben sich die ersten – und die grundsätzlichsten – Thesen für eine konkrete Umsetzung der pädagogischen Philosophie Edith Steins:
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- unterstützt den Menschen in der Realisation seiner Freiheit.
- schafft Gelegenheiten, in denen sich der zu Bildende seines Könnens im Handlungsvollzug bewusst werden kann. Kann nicht muss – die Freiheit bedingt, dass es Sache des Individuums ist, ob es dem Aufruf sich zu bilden für sich als solchen wahrnimmt und ob es ihm folgt; die Freiheit bedingt, dass die Verantwortung für diese Entscheidung beim Individuum bleibt.35
- unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung ihrer Reflexionsfähigkeit.
Doch: Mit dem relativ großen Stellenwert, den Stein letztlich der Freiheit des Ichs zumisst, verbinden sich nicht nur die Verantwortung für sein Verhalten, sondern auch die Möglichkeit und sogar die Pflicht und Verantwortung des Menschen selbst für die Gestaltung seiner Entwicklung. Verantwortung ist für Edith Stein eine ganz persönliche Sache, es gibt nicht „die Möglichkeit, sie auf die Gemeinschaft abzuwälzen.“36
3. Bildung als Entfaltung der Anlagen in Freiheit und Verantwortung
Stein geht nicht, wie die Aufklärungspädagogik, davon aus, dass man die Natur nur lassen machen müsse, die Kinder nicht erziehen, sondern einfach wachsen lassen müsse.37 Wenn man aber Bildung als Entfaltung dessen, was in der Person angelegt ist,38 versteht und den weitreichenden Freiheitsbegriff Steins berücksichtigt, kann man durchaus die Frage stellen, ob es legitim ist, Menschen bilden zu wollen. Gerade die Freiheit zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu entscheiden aber macht nach Stein Bildung notwendig.39
Stein sieht den Menschen als entwicklungsbedürftig und als entwicklungsfähig; sie sieht Anlagen, die förderlich und andere die weniger förderlich sind.40
Damit der Mensch sich in seinem Mensch-Sein voll entfalten kann, damit er das werde, was er sein solle, ist Bildung notwendig, denn in
„dem Material an natürlichen Anlagen steckt manches, was – wenn es ungehemmt wüchse und gediehe – dem Entwicklungsgang, wie ihn die innere Zielstrebigkeit vorschreibt, im Wege wäre.“41
Bringt man diese Bildungsbedürftigkeit mit Steins Verständnis des Menschen als Teil der Menschheit und als Glied der Gemeinschaften, in denen er steht, in Zusammenhang, ergibt sich die Bildungspflicht der erwachsenen Generation. Alle Menschen sind Glieder in der Schicksalsgemeinschaft der Menschen, in der sie „Funktionen füreinander haben und in wechselseitiger Verantwortung vor Gott stehen.“42
Eine Bildungspflicht hat nach Stein auch der Mensch sich selbst gegenüber: Aus der personalen Struktur des Menschen ergeben sich seine Verantwortung und seine Pflicht für seine eigene Bildung zu sorgen: Die Verantwortung bedeutet,
„daß es an ihm liegt, was er ist und daß von ihm verlangt wird, etwas Bestimmtes aus sich zu machen: Er kann und soll sich selbst formen.“43
„Erziehung (bitte ersetzen Sie hier den Begriff der Erziehung durch den der Bildung, um dem gegenwärtigen Verständnis des Begriffs näher zu kommen) setzt Freiheit und Verständnis voraus, weil sie sich an den Willen wendet, um ihm seine Richtung für sein Tun zu weisen; diese Richtung einzuschlagen aber ist seine Sache.“44
Bildung im Verständnis Steins ist somit ein aktiver, zielgerichteter Prozess, in dem allen Beteiligten eine aktive Rolle zukommt. Die Freiheit, die Stein hier anspricht, ist keine unbegrenzte Freiheit: Sowohl in der Anlage als auch in den Einflüssen der äußeren Welt sind Grenzen der Freiheit gegeben. Trotzdem erwächst aus dieser Freiheit die Verantwortung des Menschen für sich, für sein Handeln und damit auch für seine eigene Bildung: Weil der Mensch frei ist, ist er frei sich zu entscheiden – er trägt die Verantwortung für seine Bildung, die er letztlich nicht an andere abgeben kann.
Welche Ziele sich Bildung, die Mensch-Sein als individuelles Mensch-Sein in Freiheit und Verantwortung versteht, vernünftig setzen kann, wie Bildung als aktiver, zielgerichteter Prozess gestaltet werden kann, und was es für Schule konkret bedeuten würde, Edith Steins Bildungsidee umzusetzen, soll im Folgenden dargestellt werden.
Stein sieht Bildung letztlich in der Herausbildung von bereits Angelegtem. Darum kann nur das als vernünftiges Bildungsziel benannt werden, wozu bereits die Anlage vorhanden ist. Ausgehend von den drei Dimensionen, die nach Stein den Menschen bestimmen – seinMensch-Sein, seine Individualität und seine geschlechtliche Identität – , lässt sich somit auf die Ziele schließen.
3.1 Das Mensch-Sein – Das allgemeine Bildungsziel des Menschen
Das allgemeine Bildungsziel ist für Stein mit der „höchst erreichbare[n] Gottesebenbildlichkeit“45 beschrieben. Der Gedanke der Gottesebenbildlichkeit bestimmt als „imago dei“-Vorstellung bereits das Bildungsdenken des Mittelalters.46 Damit wird der Mensch nicht auf eine Stufe mit Gott gestellt, wohl aber seine personale Würde begründet. „Imago dei“ bedeutet nach Thomas von Aquin, dass die Gottesebenbildlichkeit das Wesen des Menschen ausmacht und der Mensch dieses Wesen „im Leben aufgrund seiner Freiheit noch realisieren muss, um Gott ähnlich zu werden, d.h. die similitudo zu erreichen.“47 Konkret erfassbar ist die Gottesebenbildlichkeit nach Stein an dem Bild Christi. 48
Die Einheit von Leib und Seele ist im Menschen angelegt. Die Seele macht den Körper zum Leib, zum konkreten, individuellen Leib.49 Der Leib hat seine Bedeutung aus der Tatsache, dass Leiblichkeit die Voraussetzung für den erkennenden Zugang zur Welt ist. Ohne sinnliche Wahrnehmung kann der Verstand seine eigenen Leistungen, die Wahrnehmung, die Reflexion und die Abstraktion, nicht leisten; ohne sinnliche Wahrnehmung kann der Wille nicht tätig sein, ohne sinnliche Wahrnehmung kann das Gemüt die Welt nicht aufnehmen und sich mit ihr auseinandersetzen.50 Ohne die Wahrnehmung mit allen Sinnen kann man die Dinge nicht erfassen. Ohne die Möglichkeit der konkreten sinnlichen Erfahrung kann man z.B. nicht erfassen, was z.B. Wein oder auch eine Himbeere wirklich sind. Und nur dann, wenn man eine Sache wirklich erfasst hat, hat man sie wirklich begriffen, bleibt sie auch im Gedächtnis.
Leiblichkeit wiederum ist Voraussetzung für das Handeln, ohne Leib kann der Geist nicht umsetzen, was er sich zum Ziel gesetzt hat.51 Aus diesem Grund ist ist die Formung des Leibes nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern steht im untrennbaren Zusammenhang nmit der Bildung der Seele.52 Daraus ergeben sich konkrete Schlüsse für die Bildungsarbeit:
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- hat die Einheit von Leib und Seele, den „ganzen Menschen mit all seinen Kräften und Fähigkeiten“53 bei der Planung und Umsetzung der Lerninhalte im Blick.
- pflegt die Erfahrung der Wirklichkeit als Leitprinzip.
- bietet vielfältige Möglichkeiten, die Sinne und den Leib zu bilden.
Die Seele ist als Ganzes ein „geistiges Wesen“54 und Synonym für „die gesamte personale Qualität, die von einem personalen Ich getragen ist.“55 Es ist das Wesen der Seele, „das diesem Menschen Eigene, das ihn zu dem macht, was er ist“56.
Stein unterscheidet zwischen der „Seele im eigentlichen Sinn“, unser „Inneres im eigentlichsten Sinn“57, und der äußeren Schicht der Seele, der Psyche. Die Seele im eigentlichen Sinn ist individuell und unbeeinflussbar.58 Ihre Anlagen gewinnen im Laufe des Lebens Aktualität.59
Die Entfaltung der Seele kann zwar nicht begünstigt oder gehemmt werden. Auch wenn sie nicht sagen kann, was „der Seele zu ihrer ‚Erweckung’ dienen kann“60, vertritt Stein doch die Ansicht, dass „für das Offenbarwerden, das Aufblühen der Seele […] die Berührung mit der Welt augenscheinlich nicht gleichgültig“ ist.61 Und sie nimmt auch die Person selbst in die Verantwortung: „Alle Arbeit an sich selbst, alle Bemühungen um eine Reinigung der Seele können immer nur darin bestehen, negativ-wertige Regungen und Taten zu unterdrücken und die Dispositionen dazu zu bekämpfen oder gar nicht aufkommen zu lassen und sich andererseits für positive Werte offen zu halten.“62
Hier kann Schule Entwicklungen positiv beeinflussen, wenn sie sich bestimmte Maximen setzt:
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- bringt im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern Wertschätzung als oberste Maxime zum Ausdruck.
- sorgt für ein positives Klima, in dem die Kinder sich so wohl fühlen, dass sich weniger negativ-wertige Regungen entwickeln.
- unterstützt die Kinder, konstruktive Wege zu gehen, wenn sie negativ-wertige Regungen oder Taten zeigen.
- ermöglicht vielfältige Erfahrungen von Werten und aktiven Einsatz für Werte.
Anders als die Seele unterliegt die Psyche „und ihre Eigenschaften […] bestimmt geregelten Veränderungen in Abhängigkeit von den realen Umständen, in denen sie sich befinden: sie unterstehen der Kategorie der Kausalität.“63
Stein geht davon aus, dass sowohl die Realität, in der die Person sich befindet,64 als auch die „Lebenskraft, die von ‚innen’ her die Abfolge der psychischen Zustände reguliert“65, und die Umwelt, „der Gegenstandsbereich, den das Individuum dank seiner geistigen Akte sich gegenüber hat, der ihm bewußt ist, gleichgültig, ob ihm wirkliches Dasein zukommt oder nicht“66, auf die Psyche wirken und damit Einfluss auf die Charakterentwicklung haben.
Mit seiner „Aufgeschlossenheit […] für das Reich der Werte und die Art, wie man sich für ihre Verwirklichung einsetzt“67, ist der Charakter zusammen mit der Erkenntnis Voraussetzung für vernünftiges Handeln.68 Die spezifische geistige Lebenskraft der Person kann aber zeitweilig oder auch grundsätzlich so gering sein, dass sie auch unfähig sein kann, Werte adäquat zu fühlen.69
Damit gilt auch für den Charakter, dass nur eine „begrenzte Kraft“70 zur Verfügung steht, um die vorhandenen Anlagen zu Fähigkeiten auszubilden und deshalb ist es dem einzelnen Menschen nicht möglich, alle Anlagen gleichermaßen auszubilden.71 Der Wille „kann die vorhandene Kraft in dieser oder jener Einzelleistung mehr oder minder einsetzen und kann sie, indem er sie für diese oder jene Aufgabe einsetzt, in die Richtung dieser oder jener Anlagen lenken und darauf festlegen und so gewisse Potenzen habituell formen. So hängt die Entwicklung des Menschen von der willentlichen Disponierung über die vorhandene Kraft ab.“72 Edith Stein spricht übrigens von „Kraftverschwendung, wenn Aufgaben in Angriff genommen werden, für die die natürlichen Anlagen nicht vorhanden sind“73.
Die Lebenskraft ist individuell verschieden74, sie ist begrenzt und auf pysische und psychische Energiezufuhr angewiesen.75 Ob eine Aufgabe für den individuellen Menschen „sinn“-voll ist oder nicht, bewirkt, ob er daraus Kraft schöpft oder ob sie ihn erschöpft.
Nicht nur für Schülerinnen und Schüler, auch für Lehrerinnen und Lehrer ist der folgende Grundsatz elementar:
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- ermöglicht sinn-volle Aufgaben, damit die Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler aus dem erfahrenen Sinn Kraft schöpfen können.
Welcher emanzipatorische Anspruch hinter Steins grundsätzlichem Bildungsziel, der Entfaltung des Mensch-Seins, steckt, lässt sich an der Kontrastierung mit folgender Aussage einer Zeitgenossin Steins ermessen:
„Nicht dadurch, daß der Mensch alle seine Anlagen entfaltet, daß er sich entwickelt, gelangt er zu seiner höchsten Menschwürde, sondern dadurch kommt er zu wahrhaft menschlichem Leben, daß er die Bindungen, in denen er steht, im Gehorsam bejaht, […] daß er sein Werk in seinem Stand, Amt und Beruf auf den anderen gerichtet sein lässt, es nicht zwecks Entfaltung seines eigenen Menschtums tut.“76
3.2 Die Individualität – Das individuelle Bildungsziel der Person
Trotz der allen Menschen gegebenen Gottesebenbildlichkeit kann „der einzelne Mensch nicht alles sein […], was in der menschlichen Natur überhaupt an Möglichkeiten liegt.“77 Wie bereits erwähnt, ist nach Stein „ein Urbild dessen vorgezeichnet, was er sein soll“78 – daraus ergibt sich, dass man nach Stein „Menschen nicht zu einem für alle gleichen Ziel, nach einem allgemeinen Schema bilden“79 kann. Diese Gedanken führen zum individuellen Bildungsziel.
Die äußere Schicht der Seele, die Psyche, ist in einem gewissen Maße beeinflussbar, aber immer im Rahmen, der durch das Wesen der Person gesetzt ist.
Der individuelle Persönlichkeitskern ist „letztes unauflösbares qualitatives Moment“80 im Charakter. Diesen „unwandelbaren Seinsbestand, der nicht Resultat der Entwicklung ist, sondern umgekehrt den Gang der Entwicklung vorschreibt“,81 beschreibt sie als „Bildungswurzel, aus der heraus ihr gesamtes inneres und äußeres Sein sich einheitlich gestaltet“.82 Damit ist der individuelle Persönlichkeitskern Ausgangspunkt sowohl für die Entfaltung der seelischen wie für die Entwicklung der psychischen Anlagen.
Der Pädagoge muss von der individuellen Anlage ausgehen, damit – so Stein – „jedes in der ihm gemäßen Art gebildet werde.“83 Aber nicht nur die zu entfaltenden Anlagen sind individuell – auch die Aufnahme und Verarbeitung von Bildungsinhalten erfolgt individuell – für jeden „auf seine Art“.84
Zudem sind Anlagen zunächst Potenzen, die zu Aktualität gelangen können – nicht zwangsläufig müssen. Zwischen Überaktivität und Passivität muss das richtige Maß gefunden werden, um die erwünschten Anlagen zu fördern und die unerwünschten zu unterbinden.85
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- akzeptiert, dass es Grenzen in der Persönlichkeitsentwicklung gibt, die im Wesen der Person liegen.
- ist offen für die Vielfalt der individuellen Anlagen und sieht gerade die Suche nach den „verborgenen Schätzen“ als Teil der pädagogischen Herausforderung.
- geht von den individuellen Anlagen aus und bietet individuelle Lerninhalte und Lernzugänge an.
Bei der Entwicklung der psychischen Vermögen und der Entfaltung der seelischen Qualitäten kommt nach Stein dem Verstand Priorität zu:
„Verstand, Gemüt und Wille müssen so entfaltet werden, daß der Verstand das Licht ist, das den andern den Weg weist.“86
Auf der Grundlage der vermittelten Urteile, Anschauungen und Begriffe – was Stein noch nicht zur Verstandesbildung zählt! – soll der Verstand so gebildet werden, dass er selbst zu Erkenntnis gelangen kann, dass die Schüler befähigt werden, „sich selbständig klare Anschauungen, richtige Begriffe und wahre Urteile zu erwerben.“87
Da nach Stein die Kräfte zu ihrer Ausbildung auf angemessene Aufgabenstellung angewiesen sind,88 und nicht nur Sinne und Verstand, sondern auch Gedächtnis, Phantasie, Gemüt und Wille als Grundlage des Bildungsprozesses geschult werden sollen,89 empfiehlt Stein z.B. den Willen „durch Übung im Wählen, Entscheiden, Überwinden, Beharren usw.“90 oder das Sehen durch „Auffassen, Unterscheiden, Wiedererkennen von Farben, Helligkeiten, Gestalten“91 zu schärfen. Das Gemüt – dazu gehört nach Stein „Klarheit des Verstandes und Tatkraft sowie praktische Tüchtigkeit“92 – wird gebildet, „wenn es durch die Begegnung mit wertvollen oder persönlich bedeutsamen Gegenständen oder Ereignissen in Bewegung versetzt wird.“93 Konkret fordert Stein, „alles das nicht rein theoretisch, sondern theoretisch und praktisch zugleich, und zwar nicht durch Laboratoriumsexperimente, sondern durch Lösung wirklicher, wenn auch kleiner und bescheidener Aufgaben.“94
Nach Stein ist „die größte Gefahr für eine wirksame Bildungsarbeit eine Überladung mit Lernstoff“;95 darum fordert sie eine Konzentration auf eine elementare Bildung, die auf überflüssiges Fachwissen verzichtet und eine Auswahl trifft.96 Nur so bleibt ausreichend Zeit zur Verstandesbildung, damit man Menschen bilden kann, „die gescheit und tüchtig genug sind, um sich in jedes Gebiet einzuarbeiten, das für sie einmal wichtig wird.“97
Allerdings ist auch die Verstandesbildung in die Freiheit des Individuums gestellt: „An der aktiven Verstandesleistung hat der Wille Anteil. Es ist in gewisser Weise in unsere Hand gegeben, ob und wie wir unseren Verstand arbeiten lassen wollen, damit zugleich, wie weit wir unsere geistige Welt ausdehnen, was wir an Bildungselementen in uns aufnehmen.“98
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- gibt durch Projekte und projektorientierten Unterricht den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, alle ihre Kräfte zu schulen.
- misst der Verstandesbildung einen hohen Stellenwert zu, da er die Grundlage für selbstständigen Erkenntnisgewinn ist.
- verantwortet die Auswahl ihrer Bildungsstoffe so, dass sie von den Schülerinnen und Schülern tatsächlich aufgenommen werden können und nicht als Ballast schaden.
- versteht die Lehrkraft als Begleiter und Organisator von Bildungssituationen, der aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung den zu Bildenden – oder viel besser ausgedrückt: den, der sich bilden will – in seinem Bildungsprozess unterstützt und fördert.
Mit der Formulierung, die Stein verwendet, wenn sie den Menschen für seine Bildung verantwortlich macht – Der Mensch hat die „Verantwortung, sich zu dem zu bilden, was er werden soll.“99 – betont sie das individuelle Bildungsziel.100 An anderer Stelle präzisiert sie: Das individuelle Bildungsziel ist durch die innere Form, „die zur Entwicklung in bestimmter Richtung drängt und in blinder Zielstrebigkeit auf eine bestimmte ‚Gestalt’ hin arbeitet, die reife, voll entfaltete Persönlichkeit, und zwar eine Persönlichkeit von ganz bestimmter individueller Eigenart“,101 vorgegeben. Wie diese Form entzieht sich aber letztlich auch das individuelle Bildungsziel menschlicher Erkenntnis.102
Auch hier gewinnt Steins Vorstellung im Kontrast zu einer Zeitgenossin, hier Gertrud Bäumer, Kontur:
„Als ob man nicht viele, ja vielleicht die meisten Naturen nur durch Zwang und Gewöhnung entwickelt und nur durch klar vorgezeichnete Richtlinien überhaupt zu einer gewissen Bestimmtheit des Lebens und Schaffens führen kann!“103
„Zwang und Gewöhnung“ und von außen „vorgezeichnete Richtlinien“, wie sie von Bäumer als unverzichtbar gesehen werden, stehen in klarem Widerspruch zu Steins pädagogischen Prämissen.104 Damit wird Schule nach Edith Stein anders sein müssen als nach Gertrud Bäumer.
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- geht konstruktiv und ergebnisoffen mit der Vielfalt der Schülerinnen und Schüler um.
- nimmt die Schülerinnen und Schüler in die Verantwortung für ihre eigene Entwicklung.
Allerdings steht der Mensch nicht nur als Individuum, sondern auch als Teil der Gemeinschaft in der Welt. Der Mensch besitzt die Fähigkeit zur aktiven Gestaltung der Gemeinschaft.105 Zwar sieht Stein es als Aufgabe der Pädagogen, „gesunde, tüchtige, brave Menschen und gute Staatsbürger zu erziehen“106, und bejaht eine Verantwortlichkeit des einzelnen für die Gemeinschaft,107 dennoch tritt bei ihr die Stellung der Gemeinschaft letztlich hinter die der Individualität zurück.108
Im Unterschied zu anderen Pädagogen109 ihrer Zeit sieht Stein die Bedrohung durch die faschistische Gemeinschaftsideologie von Anfang an klar. Dies zeichnet sich in ihren theoretischen Überlegungen ab:
„Für die Mehrzahl der Menschen besteht eher die Gefahr, daß ihre Individualität in der Gemeinschaft erstickt, als daß sie die Gemeinschaft sprengt. Das ‚Eigene’, was sie in sich haben, ist zu schwach, um sich gegenüber dem Andersgearteten, was ihnen von allen Seiten entgegentritt, herauszutrauen und zu behaupten: es wagt sich nicht zu betätigen und muß darum verkümmern.“110
In diesem Zusammenhang warnt sie davor, dass die Gemeinschaft, die den Einzelnen zu sehr vereinnahme und nach ihren Vorstellungen forme, den Einzelnen in der Entfaltung seiner Individualität hemmen könne.111
Wie sehr sie dieses Thema bereits früh bewegt, zeigt sich in der emotionalen Betroffenheit, mit der die sonst so sachliche Stein über eine Begegnung mit Wyneken112 in ihrer Autobiographie schreibt:
„Im Mittelpunkt stand eine Auseinandersetzung zwischen Wyneken, der sein Ideal der Erziehung in Freien Schulgemeinden mit radikaler Entschiedenheit vertrat und Stern, der sich in milderen Formen, aber nicht minder fest für die Familienerziehung einsetzte. Diesmal stand ich ganz auf seiner Seite. Wynekens düsteres Äußere, sein fanatischer Blick stießen mich ebenso ab wie seine Theorien, und die Wikkersdorfer Zöglinge, die er mitgebracht hatte, schienen mir in ihrer blinden Gefolgschaft kein vertrauenerweckendes Ergebnis der Erziehungskunst ihres Führers.“113
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- versteht sich als Gemeinschaft, in der das Individuum in seiner indivuellen Persönlichkeit bestehen kann.
3.3 Die geschlechtliche Identität – Das Bildungsziel aus geschlechtsemanzipatorischer Perspektive
Edith Stein war sich ihrer privilegierten Rolle als Frau, die Zugang zu akademischer Bildung bekommen hatte, bewusst.114 Zwar geht Stein von einem Wesen der Frau aus, aber ordnet dieses dem Mensch-Sein nach. Unterschiedliche Bildungsziele für Frau und Mann beruhen ihrer Ansicht auf keiner wissenschaftlichen Erkenntnisgrundlage.115
Besonders hebt Stein für die Frauenbildung – in Abgrenzung zu manchen Vorurteilen ihrer Zeit – die Verstandesbildung heraus. Der Verstand der Mädchen „kann gar nicht hell und scharf genug werden.“116
Stein sieht berufliche Bildung über den durchaus in ihrer Zeit anerkannten wirtschaftlichen Aspekt im Zusammenhang mit Persönlichkeitsbildung.117
„individuelle Anlagen und beim reifen Menschen angesammelte Energien verlangen nach praktischer Auswirkung und Bewährung in tüchtigen Leistungen.“118
Berufstätigkeit als Aktualisierung der angelegten Möglichkeiten – Selbstverwirklichung im Beruf, würde man modern dazu sagen.
Es ist sogar so, dass die Frau, die ihre Anlagen verkümmern lässt, die nicht für ihre Entfaltung Sorge trägt, gegen „göttliches Gesetz“ verstößt. Der einzige Maßstab für die Bildung liegt in der Person, nicht in Normen, die von außen an sie herangetragen werden. Dies gilt auch für den Mann: Sie mahnt auch das Engagement des Mannes für Frau und Kinder an.119
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- achtet auf eine geschlechtsemanzipatorische Bildung, die weder Jungen noch Mädchen auf eine Rolle festlegt, sondern ihr Mensch-Sein als oberste Prämisse sieht.
4. Der Logos Freiheit, Verantwortung und Individualität für die Pädagogik des 21. Jahrhunderts
Ob die angelegte „Richtung unverrückt eingehalten wird, ob die Entwicklung zu einer vollen Entfaltung führt oder nur zu einer mehr oder minder angenäherten“120 führt, hängt auch von den Entwicklungsbedingungen ab. Aber, und dies ist entscheidend, aus der Freiheit der Person folgt auch, dass es Sache der Freiheit der Person ist, wie sie sich gegenüber ihren Anlagen und den angebotenen Bildungsinhalten verhält.121 Eine Tatsache, die für aktive und gerade für die besonders engagierten Pädagoginnen und Pädagogen oftmals schwer auszuhalten ist.
Eine Schule, die sich an Edith Steins Bildungsidee orientiert,
- akzeptiert und respektiert die Freiheit der Person – vielen Schülerinnen und Schülern ist es nur möglich, ein Bildungsangebot anzunehmen, wenn sie die Möglichkeit hatten, sich frei dafür zu entscheiden.
Mit dieser zentralen These stellt die Pädagogik Edith Steins ganz die individuelle Person und die Verantwortung der Person für sich selbst heraus. Dies entbindet aber die tätigen Pädagogen nicht von ihrer eigenen Verantwortung, sondern beschreibt die große Herausforderung, wiederum selbst als Pädagoge der Freiheit und der Verantwortung im Bildungsprozess gerecht zu werden.
Dies ist eine große Herausforderung. Setzt sich Bildung aber das Ziel, den Menschen bei der Realisation seiner Freiheit zu unterstützen, öffnet sie sich den Möglichkeiten, die einer Person gegeben sind und richtet nicht, wie in heutiger Pädagogik häufig, den Blick auf die Begrenzungen. Nimmt Pädagogik die Freiheit, die Verantwortung und die Individualität des Individuums ernst, wird sie ihm gerecht – und macht einen großen Schritt zu echter Bildungsgerechtigkeit.
- 1 Ausarbeitung eines Vortrags, gehalten am 9. Juni 2012 in Oswiecim. Dieser Vortrag basiert auf der Dissertation aus dem Jahre 2009 und führt die dort formulierten theoretischen Überlegungen zu konkreten Handlungsansätzen weiter. (Haderlein, Cordula: Individuelles Mensch-Sein in Freiheit und Verantwortung: die Bildungsidee Edith Steins. Bamberg, 2009 (Schriften aus der Fakultät Humanwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 3)(Diss.)).
- 2 Vgl.: Stein, LJF, S. 364 und Herrmann, Maria Adele OP, Die Speyerer Jahre von Edith Stein. Aufzeichnun¬gen zu ihrem 100. Geburtstag, Speyer 1990 und Müller, Andreas Uwe/Neyer, Maria Amata: Edith Stein. Das Leben einer ungewöhnlichen Frau, Biogra¬fie, Zürich, Düsseldorf 1998.
- 3 Vgl.: Neyer, Maria Amata, Weiterführung. Die zweite Lebenshälfte, in: Edith Stein, Aus mei¬nem Leben, mit einer Weiterführung über die zweite Lebenshälfte von Maria Amata Neyer OCD, Freiburg, Basel, Wien, 1987, S. 390/393.
- 4 Stein, SBB I, Brief 245 vom 24.2.1933.
- 5 Vgl.: Haderlein, S. 20-28.
- 6 Stein, SBB I, Brief 245 vom 24.2.1933.
- 7 Stein, SBB I, Brief 245 vom 24.2.1933.
- 8 Stein, WIM, S. 3.
- 9 Stein, AMP, S. 3.
- 10 Stein, AMP, S. 162. (Hervorhebung: C.H.).
- 11 Z.B.: Schmitz, Sigrid: Frauen- und Männergehirne. Mythos oder Wirklichkeit. In: Ebeling, Smilla/Schmitz, Sigrid: Geschlechterforschung und Naturwissenschaften, VS-Verlag (2006), 211-234.
- 12 Stein, AMP, S. 2.
- 13 Stein, Idee, S. 37.
- 14 Vgl.: Stein, IG, S. 194.
- 15 Stein, AMP, S. 92. (Hervorhebungen: C.H.).
- 16 Stein, AMP, S. 92. (Hervorhebungen: C.H.).
- 17 Stein, EES, S. 317.
- 18 Vgl.: Stein, AMP, S. 119. Vgl. ebenso: Stein, PA, S. 109, Stein, AMP, S. 127.
- 19 Stein, AMP, S. 79.
- 20 Stein, EES, S. 320.
- 21 Vgl.: Stein, EPh, S. 130. Vgl. hierzu: Gazzanigas, Michael: Die Ich-Illusion: Wie Bewusstsein und freier Wille entstehen, Hanser-Verlag, München 2012. Der Neurowissenschaftler Gazzaniga kommt zu dem Ergebnis, dass der Mensch auf Grundlage des Konzepts des freien Willens stets für sein Handeln verantwortlich ist.
- 22 Stein, Intellekt, S. 148.
- 23 Vgl. hierzu Haderlein, S. 148: Das Werterfassen. Wulf/Zierfas weisen auf die Bedeutung der „anthropologisch so folgenreichen Unterscheidung zwischen dem Sein und dem Sollen des Menschen“ durch Kant hin. Die „anthropologische Differenz“ (Wulf/Zierfas, 1994, S. 14) muss gewahrt bleiben, biologische und soziologische For¬schung unterliegt der Gefahr, pädagogische Fragestellungen zu verkürzen. „Aus dem Sein läßt sich kein Sol¬len ableiten; Anthropologie ist keine Ethik und kann nicht die Normfragen der Pädago¬gik beantworten.“ (Wulf/Zierfas, 1994, S. 14/15).
- 24 Stein, EPh, S. 130. (Hervorhebung: C.H.)
- 25 Stein, AMP, S. 92. (Hervorhebungen: C.H.).
- 26 Vgl.: Stein, EPh, S. 184.
- 27 Stein, AMP, S. 79.
- 28 Stein, Jugendbildung, S. 83.
- 29 Stein, AMP, S. 86/87.
- 30 Vgl.: Stein, EPh, S. 184.
- 31 Stein, EES, S. 364.
- 32 Stein, Probleme, S. 184.
- 33 Stein, AMP, S. 14.
- 34 Stein, AMP, S. 14.
- 35 Vgl. hierzu auch: Stein, EES, S. 340.
- 36 Stein, IG, S. 162.
- 37 Stein, Jugendbildung, S. 74.
- 38 Stein, Christliches Frauenleben, S. 88.
- 39 Stein, Jugendbildung, S. 75.
- 40 Stein, Grundlagen, S. 32.
- 41 Stein, Grundlagen, S. 32.
- 42 Stein, AMP, S. 17.
- 43 Stein, AMP, S. 78.
- 44 Stein, EES, S. 361.
- 45 Stein, Ethos, S. 29.
- 46 Vgl.: Gudjons, 2006, S. 74.
- 47 Dirscherl, Erwin, Grundriss Theologischer Anthropologie. Die Entschiedenheit des Menschen angesichts des Anderen, Regensburg 2006, S. 124; vgl.: a.a.O.: S. 140/141.
- 48 Vgl.: Stein, Wahrheit, S. 6.
- 49 Vgl.: Stein, AMP, S. 15.
- 50 Stein, Christliches Frauenleben, S. 85/86.
- 51 Vgl.: Stein, AMP, S. 90 u. S. 122.
- 52 Stein, EES, S. 361.
- 53 Stein, Wahrheit, S. 5. (Hervorhebung: C. H.).
- 54 Stein, AMP, S. 129.
- 55 Wulf, Claudia Mariéle, in: Stein, EPh, S. XXXI. (Hervorhebung: C.H.).
- 56 Stein, EES, S. 366.
- 57 Stein, AMP, S. 104.
- 58 Stein, EPh, S. 145/146.
- 59 Stein, AMP, S.104.
- 60 Stein, IG, S. 195. (Hervorhebung: C.H.).
- 61 Stein, IG, S. 195. (Hervorhebung: C.H.).
- 62 Stein, IG, S. 195/195.
- 63 Stein, EPh, S. 124.
- 64 Stein, EPh, S. 125. (Hervorhebung: C.H.).
- 65 Stein, EPh, S. 125.
- 66 Stein, EPh, S. 125. (Hervorhebung: C.H.).
- 67 Stein, EPh, S. 128.
- 68 Vgl.: Stein, EPh, S. 129.
- 69 Stein, EPh, S. 129: Der „Mangel des Charakters“, von dem Stein hier spricht, ist im Sinne eines festgestellten Nichtvorhandenseins, nicht im Sinne eines negativ bewerte¬ten Defizits zu verstehen. Vgl.: Stein, IG, S. 189ff.
- 70 Stein, EPh, S. 131.
- 71 Vgl.: Stein, EPh, S. 132.
- 72 Stein, AMP, S. 126.
- 73 Stein, AMP, S. 126.
- 74 Stein, PK, S. 34. (Hervorhebung: C.H.) Vgl. auch: Stein, AMP, S. 108.
- 75 Vgl.: Stein, AMP, S. 110.
- 76 Tiling, Magdalene, von: Das sexuelle Problem der heutigen Zeit, in: Monatsblatt, 9. Jg., Nr. 10. April 1930, S. 160, zitiert nach: Bieler, 1994, S. 68. Magdalene von Tiling, Lehre¬rin, studierte Geschichte und Theologie, theologische Ehrendoktorwürde, 1923-1933 zusammen mit Nora Hartwich Vorsitzende der Vereinigung Evangelischer Frauenver¬bände Deutschlands.
- 77 Stein, Jugendbildung, S. 82.
- 78 Stein, Wahrheit, S. 5.
- 79 Stein, AMP, S. 16.
- 80 Stein, EPh, S. 134.
- 81 Stein, PK, S. 80. Vgl. auch: Stein, PK, S. 99/100, wo Stein den Kern als „ursprüngliche persönli¬che Anlage“ bezeichnet, der „allen Einflüssen des psychischen Geschehens ent¬hoben ist und doch bei allem psychischen Geschehen eine Rolle spielt.“
- 82 Stein, EPh, S. 199.
- 83 Stein, Bestimmung, S. 49.
- 84 Stein, EES, S. 318.
- 85 Stein, PE, S. 128. (Hervorhebung: C.H.) Stein bringt hier das Beispiel der Genussfähig¬keit künstlerischer Werke.
- 86 Stein, Bestimmung, S. 48.
- 87 Stein, Wahrheit, S. 4/5.
- 88 Vgl.: Stein, Grundlagen, S. 32.
- 89 Vgl.: Stein, Idee, S. 42.
- 90 Stein, Idee, S. 42.
- 91 Stein, Idee, S. 42.
- 92 Stein, Christliches Frauenleben, S. 95.
- 93 Stein, Idee, S. 42.
- 94 Stein, Grundlagen, S. 41.
- 95 Stein, Probleme, S. 207.
- 96 Stein, Probleme, S. 203.
- 97 Stein, Grundlagen, S. 38.
- 98 Stein, Idee, S. 41.
- 99 Stein, AMP, S. 16. (Hervorhebung: C.H.).
- 100 Stein begründet dies auch biblisch: „Daß auch ein individuelles Ziel vorhanden ist, finden wir ausgesprochen im Gleichnis von den Talenten und in dem Apostelwort von den mancherlei Gaben; welches es ist, das kann nicht allgemein angegeben werden: es ist von Fall zu Fall herauszufinden.“ Stein, Christliches Frauenleben, S. 90.
- 101 Stein, Grundlagen, S. 32.
- 102 Stein, Wahrheit, S. 7. Dies gilt auch für die philosophische Erkenntnis. Vgl.: Haderlein, S. 103: Grenzen und Möglichkeiten der Einfühlung.
- 103 Bäumer, 1901, S. 43.
- 104 Stein, AMP, S. 15.
- 105 Stein, Grundlage, S. 20.
- 106 Stein, Kampf, 123.
- 107 Stein, AMP, S. 150. Allerdings betont Stein auch, dass auch ein Menschentum, das keinen direkten Nutzen für ein Volk hat, ein sinnvolles ist, „weil es Menschenleben war und weil es Gemeinschaftsleben war.“ (Stein, AMP, S. 153).
- 108 Stein, AMP, S. 157.
- 109 Vgl. z.B.: Spranger, Eduard: März 1933, in: Die Erziehung, 8. Jg. 1933, S. 401: „Die großen Ereignisse, die der März 1933 für das deutsche Volk und das Deutsche Reich gebracht hat, bergen in sich die höchsten Verpflichtungen. […] Deutschland ist aus einer langen Erschöpfungsperiode, die dem Kriege gefolgt war, endlich erwacht.“
- 110 Stein, Die theoretischen Grundlagen, S. 21. (Hervorhebung: C.H.).
- 111 Vgl.: Stein, Die theoretischen Grundlagen, S. 20.
- 112 Vgl.: Haderlein, S. 60ff..
- 113 Stein, LJF, S. 221.
- 114 Stein, LJF, S. 88.
- 115 Stein, Probleme, S. 142/143.
- 116 Stein, Grundlagen, S. 38.
- 117 Stein, Eigenwert, S. 5/6.
- 118 Stein, Grundlagen, S. 41.
- 119 Stein, Jugendbildung, S. 84.
- 120 Stein, EPh, S. 118. (Hervorhebung: C.H.) An anderer Stelle gesteht Stein den Umweltein¬flüssen nicht nur, wie hier zitiert, Einfluss auf das Ausmaß der Realisierung, sondern grundsätzlich sogar für das „Ob“ und das „Wie“ zu: „Von ihnen hängt es ab, in welche Richtung das aktuelle Leben gelenkt wird, und davon wiederum, in welche Bah¬nen die Lebenskraft einströmt, welchen Anlagen sie zur Ausbildung verhilft.“ (Stein, IG, S. 166).
- 121 Stein, Idee, S. 46.
Literatur/Quellen:
Verwendete Werke Edith Steins:
- Stein, Edith, Aus dem Leben einer jüdischen Familie und weitere autobiographische Beiträge, neu bearb. u. eingel. v. M. A. Neyer, Fußnoten und Stammbaum unter Mitarbeit v. H.-B. Gerl-Falkovitz, Freiburg 2002 (ESGA 1) (LJF).
- Stein, Edith, Bildung und Entfaltung der Individualität. Beiträge zum christlichen Erziehungsauftrag, eingel. v. B. Beckmann, bearb. v. M. A. Neyer OCD, u. B. Beckmann, Freiburg 2001 (ESGA 16) mit folgenden Einzelbeiträgen:
- Stein, Edith, Der Aufbau der menschlichen Person. Vorlesung zur philosophischen Anthropologie, neu bearb. u. eingel. v. B. Beckmann-Zöller, Freiburg 2004 (ESGA 14) (AMP).
- Stein, Edith, Der Intellekt und die Intellektuellen (1930) S. 143-156. (Stein, Intellekt).
- Stein, Edith, Die Frau: Fragestellungen und Reflexionen. Einl. V. S. Binggeli; Bearb. v. M. A. Neyer, OCD; Freiburg 2000. (ESGA 13) mit folgenden Einzelbeiträgen:
- Stein, Edith, Der Eigenwert der Frau in seiner Bedeutung für das Leben des Volkes. (1928), S. 1-15. (Stein, Eigenwert).
- Stein, Edith, Die Bestimmung der Frau. (1931) S. 46-55. (Stein, Bestimmung).
- Stein, Edith, Grundlagen der Frauenbildung. (1930) S. 30-45. (Stein, Grundlagen).
- Stein, Edith, Christliches Frauenleben (1932). S. 79-114. (Stein, Christliches Frauenleben).
- Stein, Edith, Probleme der neueren Mädchenbildung. (1932), S. 127-208. (Stein, Probleme).
- Stein, Edith, Die theoretischen Grundlagen der sozialen Bildungsarbeit (1930) S. 15-34. (Stein, Die theoretischen Grundlagen).
- Stein, Edith, Einführung in die Philosophie, Hinf., Bearb. u. Anm. v. C. M. Wulf, Freiburg 2004. (ESGA 8). (EPh).
- Stein, Edith, Endliches und ewiges Sein: Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins. Anhang: Martin Heideggers Existenzphilosophie; Die Seelenburg. Eingef. u. bearb. v. A. U. Müller. Freiburg 2006 (ESGA 11/12) Stein, Edith, Die Seelenburg, in: Stein, Edith, Endliches und ewiges Sein: Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins. Anhang: Martin Heideggers Existenzphilosophie; Die Seelenburg. Eingeführt und bearbeitet von Andreas Uwe Müller. Freiburg i.Br., 2006 (ESGA 11/12, Phänomenologie und Ontologie 3/4), S. 501-525. (Stein, Seelenburg).
- Stein, Edith, Individuum und Gemeinschaft, in: Stein, Edith, Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften. eingeführt und bearbeitet von Beate Beckmann-Zöller, Freiburg 2010, (ESGA 6) (IG).
- Stein, Edith, Jugendbildung im Licht des katholischen Glaubens. Bedeutung des Glaubens und der Glaubenswahrheiten für Bildungsidee und Bildungsarbeit (1933) S. 71-90. (Stein, Jugendbildung).
- Stein, Edith, Potenz und Akt: Studien zu einer Philosophie des Seins, eingef. u. bear. v. H. R. Sepp. Freiburg 2005 (ESGA 10). (PA).
- Stein, Edith, Psychische Kausalität, in: Stein, Edith, Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften, eingef. und bearb. v. Beate Beckmann-Zöller, Freiburg 2010, (ESGA 6) (PK).
- Stein, Edith, Rezension: Zum Kampf um den katholischen Lehrer (1929) S. 114-125. (Stein, Kampf).
- Stein, Edith, Selbstbildnis in Briefen I (1916 – 1933), eingel. v. H.-B. Gerl-Falkovitz, bearb. u. Anm. v. M. A. Neyer, Freiburg 2000 (ESGA 2) (SBB I).
- Stein, Edith, Wahrheit und Klarheit in Unterricht und Erziehung (1926) S. 1-8. (Stein, Wahrheit).
- Stein, Edith, Was ist der Mensch? Theologische Anthropologie, eingel. u. bearb. v. B. Beckmann- Zöller, Freiburg 2005 (ESGA 15) (WIM).
- Stein, Edith, Zum Problem der Einfühlung, eingef. u. bearb. v. Maria Antonia Sondermann, Freiburg 2008, (ESGA 5) (PE).
- Stein, Edith, Zur Idee der Bildung (1930) S. 35-49. (Stein, Idee).
Weitere Quellen:
- Bäumer, Gertrud, Der moderne Individualismus und die Erziehung, in: Die Frau, Jg. 9, 1901/02, S. 321-328, abgedruckt in: Matthes, Eva/Hopf, Caroline, Helene Lange und Gertrud Bäumer. Ihr Beitrag zum Erziehungs- und Bildungsdiskurs vom Wilhelminischen Kaiserreich bis in die NS-Zeit. Kommentierte Texte, Bad Heilbrunn/Obb. 2003, S. 36-45.
- Dirscherl, Erwin, Grundriss Theologischer Anthropologie. Die Entschiedenheit des Menschen angesichts des Anderen, Regensburg 2006.
- Gudjons, Herbert, Pädagogisches Grundwissen. Überblick – Kompendium – Studienbuch, Bad Heilbrunn 9., neu bearbeitete Aufl. 2006.
- Haderlein, Cordula: Individuelles Mensch-Sein in Freiheit und Verantwortung: die Bildungsidee Edith Steins. Bamberg, 2009 (Schriften aus der Fakultät Humanwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 3) (Diss.).
- Herrmann, Maria Adele, Die Speyerer Jahre von Edith Stein. Aufzeichnungen zu ihrem 100. Geburtstag, Speyer 1990.
- Neyer, Maria Amata, Weiterführung. Die zweite Lebenshälfte, in: Edith Stein, Aus meinem Leben, mit einer Weiterführung über die zweite Lebenshälfte von Maria Amata Neyer OCD, Freiburg, Basel, Wien 1987 S. 375-400.
- Schmitz, Sigrid: Frauen- und Männergehirne. Mythos oder Wirklichkeit. In: Ebeling, Smilla/Schmitz, Sigrid: Geschlechterforschung und Naturwissenschaften, VS-Verlag (2006)
- Spranger, Eduard, März 1933, in: Die Erziehung, 8. Jg. 1933, S. 401-408.
- Tiling, Magdalene von, Deutsche Frauenbildung, in: Rincklake, Martha und Tiling, Magdalene von, Neue Wege zu deutscher Frauenbildung, Langensalza 1925 (Friedrich Mann’s Pädagogisches Magazin: Abhandlungen vom Gebiete der Pädagogik und ihrer Hilfswissenschaften, Heft 1052/Schriften zur Frauenbildung, hrsg. v. Prof. Dr. Jakob Wychgram, Heft 9), S. 9-18.
- Wulf, Claudia Mariéle, Freiheit und Grenze. Edith Steins Anthropologie und ihre erkenntnistheoretischen Implikationen; eine kontextuelle Darstellung, Vallendar-Schönstatt 2002 (Diss.).
Cordula Haderlein
geboren 1963, verheiratet und Mutter eines Sohnes (1985) und einer Tochter (1989); Ausbildung zur Arzthelferin, Abitur auf dem zweiten Bildungsweg am Erzbischöflichen Abendgymnasium in Bamberg 1989, Studium Lehramt Hauptschule an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Staatsexamen (1994/96), Hauptschullehrerin in Oberfranken, berufsbegleitendes Promotionsstudium am Lehrstuhl für Schulpädagogik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Promotion 2008 zum Thema: „Individuelles Menschsein in Freiheit und Verantwortung – die Bildungsphilosophie Edith Steins“. Seit 2009 Schulleiterin der Adalbert-Stifter- Grundschule und der Adalbert-Stifter-Mittelschule in Forchheim.
Der Artikel geht zurück auf einen Vortrag beim Internationalen Kongress „EDITH STEIN VERBINDET“ am 8.-10. Juni 2012 am Zentrum für Dialog und Gebet in Oswiecim.
© Autor und Centrum Dialogu i Modlitwy w Oświęcimiu.